Liefers & Prahl dem Sound Deutschlands auf der Spur

Liefers & Prahl dem Sound Deutschlands auf der Spur
Maria Landwehr

Axel Prahl und Jan-Josef Liefers ermitteln in Sachen „deutsche Schlager“, eingängige Hits, die Menschen in Deutschland bewegten. Beide Schauspieler sind uns bestens in ihrer Rolle als Hauptkommissar Frank Thiel und Pathologe Professor Karl-Friedrich Boerne des “Münster-Tatorts” bekannt. In der dreiteiligen Musik-Doku „Soundtrack Deutschland – Liefers und Prahl ermitteln“ erleben wir das ungleiche Duo in einer anderen, nicht minder wichtigen Mission. Hier dürfen sie sie selbst sein und suchen nicht hinter die Schliche eines Verbrechens zu kommen, nein, sie sind der musikalischen Identität des wiedervereinten Deutschlands auf der Spur. Anlass ihrer Recherche ist die Feier zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands, den wir am 3. Oktober begehen. Gemeinsam führen sie uns auf eine Reise durch die Musik der Zeit nach der 2. Weltkrieg bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Und um diese höchst anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen, ziehen die beiden kontroversen Charaktere – der eine aus Schleswig-Holstein könnte die “Wessi”-Perspektive und der andere aus Sachsen die “Ossi”-Perspektive verkörpern – tatsächlich an einem Strang. Denn sie eint die Liebe zur Musik. Axel Prahl spielt seit seinem 8. Lebensjahr Gitarre und Jan-Josef Lievers macht Musik als Sänger seiner Band Radio Doria.

Im Laufe der geschichtsträchtigen und dennoch kurzweiligen Sendung erfahren einiges, denn auch wenn nach der Gründung der beiden Staaten eine 1.400 km lange Mauer Ostdeutschland von Westdeutschland von 1961-1989 trennte, gab es offenbar Musik, von der sowohl West- wie auch Ostdeutschland beeinflusst wurde, Musik, die Brücken schlug und beide Länder miteinander magisch verband, z.B. dass die Melodie von Hans Albers' „Goodbye Johnny“ wurde für die DDR-Nationalhymne verwendet wurde. Hat das jemand gewusst?

Der musikalische Einfluss der Gastarbeiter ab der Mitte der 50er Jahre ist erheblich. Unsere Musiklandschaft wurde ab den 50ern und 60ern von ausländischen Interpreten geprägt z.B. von der Italienerin Caterina Valente, "der Helene Fischer der 60er" wie es hieß, die 1956 mit Peter Alexander „Komm ein bisschen nach Italien“ sang oder Peter Alexander [&] Vivi Bach - "Mille Mille Baci 1960". Diese romantischen Schlager der Wirtschaftswunder-Zeit verkörperten die Sehnsucht der Deutschen nach dem Urlaub am Mittelmeer. Mireille Mathieu, „Hinter den Kulissen von Paris, denn da ist das wahre Paradies“. Deutschland ist Multi-Kulti, schon damals. Peggy March mit „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ wie Billy Mo „Ich will nen Cowboy als Mann, Bill Ramsey mit Bill Ramsey - "Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe" 1961 und viele mehr. Die unterschiedlichen Einflüsse schenkten Deutschland eine multikulturelle Vielfalt. Und schon damals setzte Franz-Josef Degenhard Zeichen:„Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“. Adel Tawil (Jahrgang 78), selbst das Kind eines Gastarbeiters, bringt es heute auf den Punkt: „Du bist vom selben Stern wie ich“.

Es gab' DDR-Musiker, die in die Bundesrepublik reisen durften, um zu spielen, weil sie der DDR Devisen einbrachten wie z.B. Frank Schöbel, einer der erfolgreichsten Schlagersänger der DDR aus Leipzig, hatte 1971 bei einem Konzert in Hannover mit seinem Lied „Wie ein Stern in einer Sommernacht“ in ganz Deutschland Erfolg. „Heißer Sommer 1968“ in der DDR. 1974 durfte er zur Fußball-WM nach Frankfurt a.M. im Waldstadion als Vertreter der DDR auftreten. Oder die 1969 gegründete deutsche Rockband die Puhdys, die durch die Verfilmung von „Die Legende von Paul [&] Paula“ mit ihrer Filmmusik "Geh zu ihr" ihren Einstand hatten. Sie durften Konzerte im Westen geben und wurden z.B. 1976 in der Hamburger Fabrik im Westen gefeiert. Die Stimmung war großartig.

Und vice versa: So gab es Grenzgänger, also Musiker, die Auftritte in der DDR geben durften wie z.B. Udo Jürgens „Griechischer Wein“ war einer seiner beliebten Hits aus der Zeit. Er reiste für Konzerte in die DDR und erzielte dort eine TV-Einschlatquote von 80%. Vicky Leandros trat auch in der DDR auf „Ich habe die Liebe gesehen“ in Ostberlin. Peter Maffay ist der erste, der in die DDR als Westrocker einreiste und einen Ostsong „Über 7 Brücken mußt du gehen“ der DDR-Gruppe KARAT coverte. Herbert Grönemeyer nimmt seine Einladung nicht an, erst 1982 geht er hinter den "Eisernen Vorhang“, durfte bei seinem Konzert nicht mit dem Publikum sprechen und blieb bis nach der Wiedervereinigung in den 90ern weg.

Anfang der 90er gab Grönemeyer sein erstes Konzert im Osten.

Herrlich unaufgeregt und entspannt lenken Axel Prahl und Jan-Josef Liefers den Blick auf all diejenigen Sänger, die einen Hit landeten, der die Welt Ost- und/oder Westdeutschlands bewegten wie Nena, Wolf Biermann, Franz-Josef Degenhard, Udo Lindenberg, Kraftwerk, Augenweide, Die toten Hosen, Clueso und vielen vielen mehr. Alle leisteten ihren Beitrag zu unserer gemeinsamen deutsch-deutschen Musikgeschichte. Am 29. und 30.9. wurden Teil 1 und 2 gesendet.

Heute gibt es nochTeil 3 zu sehen ab 21:50 Uhr im Ersten. Unbedingt sehens- und hörenswert, ein wahrer Genuss für jeden Musikliebhaber!Den Soundtrack zur Sendung soll es im Handel geben.

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