KritikWie viel Schlager steckt im Schlagerbooom?

Wie viel Schlager steckt im Schlagerbooom? © ARD/JürgensTV/Dominik Beckmann
Katja Seeliger

Mit viel Spannung wird am Samstag der von Florian Silbereisen moderierte und erstmals live ausgestrahlte „Schlagerbooom 2017“ erwartet. Zweifellos dürfen wir uns auf ein Stelldichein der Schlagerelite freuen – auch wenn die Superstars Helene Fischer und Andrea Berg diesmal verhindert sind.

Es ist hoch erfreulich, dass „das Erste“ diese (abgesehen von Carmen Nebels Show) letzte große „Bastion“ des deutschen Schlagers hegt und pflegt und bis zu einem gewissen Punkt modernisiert hat und (im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Radioprogrammen) erkannt hat, dass da ein großer Markt mit vielen Fans vorhanden ist. Der Schlager boomt zweifelsohne, man muss sich nur die großen Tourneen und Album-Charts ansehen – das leugnen bestenfalls gestrige Radiochefs, die Woodstock-sozialisiert sind.

Da ist es nur logisch und zeitgemäß, eine Sendung „Schlagerbooom“ zu nennen. Der Erfolg der Vorjahresausgabe gab den Machern hier vollumfänglich Recht. Erstaunlich ist allerdings, warum man „über Gebühr“ internationale Stars in die Show holt. Nehmen wir David Hasselhoff – der hatte seinen letzten Hit in den deutschen Charts 1993. Vereinzelt (zuletzt 2011) finden sich seine Alben noch ganz kurzzeitig in den deutschen Charts. Okay, mit „Looking For Freedom“ hat er 1989 so etwas wie den Soundtrack zur Wiedervereinigung gesungen, daran werden sich viele gerne erinnern. Die Frage sei gestattet, warum nur sehr wenige Schlager-Newcomer in eine solche Show dürfen, während David Hasselhoff zur besten Sendezeit „Looking For Freedom“ präsentieren wird (- es darf orakelt werden, dass dieser Song erklingen wird).

Noch kurioser ist Bonnie Tyler. Die hatte im Tandem mit Matthias Reim 2004 zuletzt einen kleinen Hit – aber ist das Grund genug, sie in den SCHLAGERbooom zu holen? Wobei – die Rede ist ja von einem „überraschenden Duett“ – vielleicht wird ja der Song „Vergiss es (forget it)!“ wiederbelebt? So oder so ist Bonnie Tyler immer eine Bank für eine gute Show, aber muss man dem ohnehin gebeutelten Schlager noch mehr Sendezeit entziehen?

Diskutabel ist wohl die erneute Einladung der Kelly Family. Am 25. März waren die beim SCHLAGERcountdown dabei, am 24. Juni bei den SCHLAGERN des Sommers, am 26. August bei der SCHLAGERsendung „Hit-Festival“ (ZDF) – und nun beim SCHLAGERBooom. Da sei doch die Frage gestattet, ob es nicht auch andere gute Interpreten gibt, um eine hochwertige Schlagershow zu füllen?

Man könnte sich jetzt fragen, warum regt die Katja sich so auf – es ist doch noch genug „Schlager“ in der über 3-stündigen Show vorhanden. Das stimmt zwar, das ist auch dankenswert. Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass die internationalen Stars deutschen Schlagersängern schlicht Sendezeit wegnehmen.

Nehmen wir z. B. das großartige Duo NEON aus dem Ruhrgebiet, das sich seit mehreren Jahren sehr fleißig und äußerst professionell bei tollem Können eine Chance verdient hätte – bis heute durften sie sich nicht in einer TV-Show präsentieren. Warum müssen schon wieder die Kellys „An Angel“ runternudeln, wo es doch derart fähigen Nachwuchs durchaus gibt? Na ja, uns von Schlager.de soll’s Recht sein – die Jungs sind schließlich am 28. Oktober bei unserer „Partyboot“-Veranstaltung in Köln zu sehen. Da können sich die Fans dann selber ein Bild machen.

Mit Franziska Wiese gibt man immerhin einer jungen Sängerin eine weitere Chance, sich zu präsentieren. Auch wenn das vielleicht nur gelang, indem man ihr den Eurovisionssieger Alexander Rybak zur Seite gestellt hat – die Idee, dass die den schönen Siegertitel „Fairy Tale“ im Duett spielen, ist sicher nett.

Es bleibt zu hoffen, dass hinsichtlich der internationalen Gäste das Ende der Fahnenstange erreicht ist und sich die weitere Gästeliste WIRKLICH aus Leuten des SCHLAGERgenres rekrutiert.

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