Gelungene PremiereSchlagerparadies-“Hitmix der Nacht” löst “Rhythmus der Nacht” ab

Schlagerparadies-“Hitmix der Nacht” löst “Rhythmus der Nacht” ab © Schlager.de

Kurz nach der Jahrtausendwende wurde im Juni 2002 die WDR4-Radiosendung „Rhythmus der Nacht“ aus der Taufe gehoben. Schnell war die Sendung, die sich auf partytaugliche und tanzbare Discofox-Musik spezialisiert hat, beim Publikum sehr gut angenommen. Die damaligen WDR4-Redakteure Andreas Herkendell und Reinhard Kröhnert (Letztgenannter feiert übrigens in diesem Jahr sein 20-jähriges WDR4-Jubiläum.) hatten zwar ein Konzept, aber noch keinen Titel für eine neue Radiosendung. Als erster Song des neuen Sendeformats wurde ein Titel von Leonard ausgesucht (wie ebenso später für “Hitmix der Nacht”): „Rhythmus der Nacht“, die deutsche Version des Enrique-Iglesias-Hits „Rhythmn Divine“. Das brachte die beiden Radiomacher auf die Idee, die neue nächtliche Sendung genau so zu nennen.

 

Sehr schnell wurde das Sendekonzept zu einem beliebten Dauerbrenner des Senders. Die Radioshow entwickelte ein eigenes Profil mit selten gehörten DJ-Mixen, „Last-Minute-Wünschen“ und seit Januar 2010 auch mit der Einbeziehung der „DJ-Hitparade“, die fast 8 Jahre lang einmal im Monat fester Bestandteil der Sendung war. Über Jahre hinweg war WDR4 mit deutschem Schlager der meistgehörte Sender Deutschlands.

Die heutigen Entscheidungsträger haben sich dazu entschlossen, den Sender komplett umzuorganisieren. Die allerletzte Bastion des deutschen Schlagers war der „Rhythmus der Nacht“, der trotz offensichtlich großer Beliebtheit wegrationalisiert wurde, so dass es keine einzige vom Westdeutschen Rundfunk zu verantwortende Schlagersendung mehr gibt – und das in Zeiten des Schlagerbooms (Man denke an die GfK-Meldung des letzten Freitags, dass in etwa doppelt so viele Schlageralben in den Charts 2017 waren als noch vier Jahre zuvor). 

Offensichtlich haben sowohl Schlagerfans als auch die Moderatoren der Sendung resigniert. Von den Fans ist lediglich in einschlägigen Foren Bedauern zu vernehmen, und einige Moderatoren (Dominik Freiberger und Silke Liniewski) wünschten sich internationale Oldies zu ihrem Abschied („The Show Must Go On“ bzw. Safri-Duo „Playd A-Live“) – insofern war schon bei einigen Moderatoren offensichtlich kein großer Schlagerbezug mehr vorhanden.

„Rhythmus der Nacht“ wegrationalisiert

Die Hörer wurden bei der Entscheidung, auch diese Sendung zugunsten einer weiteren Oldie-Sendung abzusägen, natürlich nicht befragt. In einem Radioforum hat ein Forennutzer den treffenden Vergleich gefunden, dass man ja auch Freilufthühner nicht danach befragt, was sie von Käfighaltung halten. Im Forum „radioforen.de“ ist gar die Rede davon, dass das zum grassierenden Radiofilz gehöre, dass niemals eine Umfrage oder Studie in Auftrag gegeben werde, bei der der eigene Musikgeschmack des Entscheiders nicht als strahlender Sieger vom Platz gehe und das Zielgruppenkonzept nicht mit Handkuss bestätigt werde. „Unter der Hand“ hört man derartige Äußerungen ausgesprochen oft. Was fehlt, sind Menschen, die auch offiziell zu solchen Äußerungen stehen. Es wird sehr oft in Frage gestellt, ob etwa ABBA, Neil Diamond, Tony Christie und Harpo so viel mehr Leute vor das Radio locken als eben deutscher Schlager.

Dass beliebte Radiosendungen ohne Not beim WDR rausgekegelt werden, hat lange Tradition, darunter musste schon der legendäre Radio-DJ Mal Sondock leiden, dessen überaus beliebte „Mal Sondocks Hitparade“ genau so abgesetzt wurde wie kürzlich die langjährig etablierte und angesehene Radiosendung „Schallplattenbar“. Nun hat es also den „Rhythmus der Nacht“ erwischt.

Schlager-Hörern ein neues Zuhause geben

Diesmal allerdings gibt es einen privaten Radiosender, der pfiffig genug war, das etablierte und beliebte Konzept in sehr ähnlicher Weise fortzuführen: Radio Schlagerparadies, Kooperationspartner von Schlager.de. Direkt an dem auf die Absetzung des „Rhythmus‘ der Nacht“ kommenden Wochenende präsentierte Peter Kuttler, ehemaliger "Rhythmus der Nacht"-Moderator, den Hörern den „Hitmix der Nacht“, den Schlagerparadies in Kooperation mit Erich Öxlers Hitmix-Agentur ab sofort wöchentlich präsentiert. Der Schlagerparadies-Programmchef Frank Brach wird in dem Zusammenhang wie folgt zitiert: „Nachdem bekannt wurde, dass ‚Rhythmus der Nacht‘ eingestellt wird, war uns wichtig, dass alle Fans und Nachtschwärmer ein neues Zuhause finden, um weiterhin Discofox und Tanzschlager in der Nacht von Samstag auf Sonntag hören zu können.“ Nur wenige Tage, nachdem der Sender mit dem „Schlager-Kult“-Award ausgezeichnet wurde, bewies er damit die Berechtigung für diese Auszeichnung. 

Vermutlich augenzwinkernd wurde als erster Song der Hitmix-Nacht „Rhythmus der Nacht“ von Leonard ausgewählt – ein eindeutigeres Signal, dass man den zahlreichen Schlagerfans eine neue Heimat geben möchte, konnte man wohl kaum setzen.

Ähnlich wie beim „Rhythmus der Nacht“ gibt es auch beim „Hitmix“ einen eigenen DJ-Mix, viele spezielle Neumixe und Berücksichtigung von Hörerwünschen. Mit dem „Album der Woche“ hat man in der Premierensendung sicher einen guten Griff getan – KLUBBB3 haben ja mit „Wir werden immer mehr“ gerade den Thron der Albumcharts bestiegen. 

Für die Zukunft wurde vom Sender auf Facebook auch versprochen, ab Februar eine DJ-Hitparade zu installieren, so dass auch diese Tradition nahtlos fortgeführt wird.

"Hitmix der Nacht" setzt voll auf deutsche Produktionen

Der Haupt-Unterschied zum Vorgängerformat besteht darin, dass der "Hitmix" – passend zum Schlagersender „Schlagerparadies“ – voll auf deutschsprachige Produktionen setzt. Das ist eine Entwicklung, mit der Schlagerfreunde sicher zufrieden sein können. 

Die Premierensendung kann als absolut gelungen betrachtet werden – Nun gilt es, das sehr gute Niveau zu halten. Es hat den Anschein, dass Radio Schlagerparadies mit einer qualitativ hochwertigen Radiosendung die Chance nutzt, mit einem Alternativprogramm zum WDR4-Dudelfunk Hörer an sich zu binden und die Vorfreude auf die nächste Sendung zu steigern. Man kann den Machern der Sendung nur („nicht uneigennützig“) viel Erfolg wünschen, weil das gute Beispiel, mit dem Schlagerparadies voranschreitet, dann vielleicht Schule machen kann. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere Fernsehsender daran, dass es mal eine „ZDF-Hitparade“ gab, die einst sehr erfolgreich war und die im kommenden Jahr ihren 50. Geburtstag feiern wird…

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