PremiereSiw Inger – Der Star der 70er Jahre bringt neue Platte

Siw Inger – Der Star der 70er Jahre bringt neue Platte © Polydor

Die attraktive blonde Schwedin Siw Inger stand in den 1970er Jahren etwas im Schatten ihrer berühmten skandinavischen Kolleginnen wie Wencke Myhre, Gitte Haenning und Siw Malmkvist. Das Schwedenmädel stammt aus einer musikalischen Familie und hat über mehr als eine Dekade hinweg (zwischen 1972 und 1986) deutsche Schlagergeschichte geschrieben. Kurios: Siw hat es nie in die deutschen Verkaufscharts geschafft, obwohl sie Stammgast in deutschen TV-Shows war und beim Schlagerpublikum große Popularität erreichen konnte – man denke alleine an den Silbernen Otto der Zeitschrift BRAVO, der ihr 1977 als Publikumspreis verliehen wurde.

Erste Single in der ZDF-Hitparade vorgestellt

Im Jahr 1972 veröffentlichte sie ihre erste in Köln aufgenommene Single „Es tut gut“, die sie am 25. November 1972 auch gleich in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade vorstellte. Die ersten Singles produzierte Otto Demler unter seinem Pseudonym Bert Olden mit Siw. Schon bald ging man dazu über, auch Coverversionen einzuspielen, u. a. die deutsche Version des Carpenters-Klassikers „Top Oft he World“, aus dem „Ich hab es gern“ wurde und des ABBA-Songs „What About Livingstone“, aus dem Siw „Was ist mit Livingstone“ machte. Die ersten vier Singles sind komplett (samt B-Seite) auf der Doppel-CD enthalten.

Im Jahr 1975 wechselte Siw zum damals mehr als bedeutenden Super-Produzenten Joachim Heider, mit RCA fand sie eine neue Plattenfirma. Kurz darauf zog sie sogar nach Hamburg. - Die erste gemeinsame Single, „Er war wie Du“ fehlt zwar auf der Compilation – dafür ist aber labelübergreifend die zweite RCA-Single, „Jedes Kind braucht einen Namen“ verkoppelt worden – mit dem Heider-Schlager war Siw am 25. September 1976 in der ZDF-Hitparade zu Gast. Als letzte Single bei RCA kam einer der erfolgreichsten Hits Siw Ingers auf den Markt. Mit „San Diego Train“ war sie gleich drei Mal zwischen März und Mai 1977 in der ZDF-Hitparade zu Gast. Sowohl das Original dieser Nummer wie auch die Spezialversion „Ein Sonnenstrahl“, die damals für Stiebel-Eltron produziert wurde, sind auf der Doppel-CD zu finden.

Fernsehauftritte in ZDF-Hitparade, Plattenküche, Disco und vielen anderen Shows

Ihre erste im Spätsommer 1977 bei Polydor erschienene Single „Warum kann ich nicht die andere sein?“ präsentierte Siw nicht nur in der Drehscheibe und der Aktuellen Schaubude, sondern auch in der damaligen Kultshow „Plattenküche“. Auch den recht erfolgreichen Nachfolge-Titel „Hey, nur nicht drängeln, junger Mann“, ein Song des Barden Gunther Gabriels, der auch als Produzent fungierte, stellte Siw in der Plattenküche vor.

Weiter ging es mit der deutschen Version des Luv-Hits „Trojan Horse“. In der 100. Ausgabe der ZDF-Show Disco sang Siw den für ihre Verhältnisse recht schlüpfrigen Text „Komm und spiel mit mir“, nach dem die vorliegende Doppel-CD benannt wurde. Romantischer wurde es mit dem Schlager „Farben“, der deutschen Version des Riesenhits von Thom Pace „Maybe“, der Titelmelodie der TV-Serie „Der Mann aus den Bergen“. Am 17. März 1980 stellte Siw den Titel in der ZDF-Hitparade vor.

Einige Hits aus der Toledo-Zeit fehlen leider auf der Doppel-CD – die Singles „Sexy Eyes“, „Die Zeit ist reif“ und „Keine Angst, das kann man lernen“ sind aus repertoiretechnischen Gründen auf dem Sampler leider nicht enthalten.

Titelmelodie der Kinder-TV-Serie „Doctor Snuggles“

In damaliger Zeit gab es viele Schlagerstars, die Erkennungsmelodien für Kinderserien sangen – z. B. Gitti und Erika („Heidi“), Karel Gott („Die Biene Maja“), Mary Roos („Pinocchio“) und sogar Udo Jürgens („Vielen Dank für die Blumen“ und „Tausend Jahre sind ein Tag“). 1981 durfte auch Siw Inger eine Titelmelodie einsingen – nämlich die für die Zeichentrickserie Doctor Snuggles, die vom 24. Juni bis zum 22. September 1981 ausgestrahlt wurde. Dazu gab es damals eine beim Kinderlabel „Poly“ veröffentlichte LP mit den deutschen Liedern der Serie. Die vier Siw-Inger-Songs wurden nun erstmals auf CD veröffentlicht.

Als Siw 1983 bei Mercury andockte, sang sie im damals typischen Synthesizer Sound die von Joachim Heider produzierte Nummer „Geh mit mir durch die Nacht“ ein. Der Titel erreichte ähnlich wenig Aufmerksamkeit wie die 1984 veröffentlichte Nummer „Leben – Lieben – Lachen“.

Duett mit Tony Holiday

1985 hatte John Denver im Duett mit Placido Domingo einen Hit: „Perhaps Love“. Die deutsche Version sang Siw im Duett mit Tony Holiday: „Liebe ist…“. Der Titel wurde in der großen ZDF-Show „Show und Co. mit Carlo“ vorgestellt.

Nach dieser Aufnahme veröffentlichte Siw noch im Sommer 1986 eine einzige Single („Mitten im Strom“) bei der kleinen Plattenfirma Eichhorn, die hier leider nicht verkoppelt wurde – danach hat sie ihre Plattenkarriere in Deutschland beendet.

Fazit: Absolute Kaufempfehlung

Einmal mehr muss man dem Universal-„Originale“-Team um Kai Lerner ein ganz dickes Lob aussprechen – alles, was irgendwie möglich war, hat man möglich gemacht. Nicht nur sämtliche im Universal-Universum verfügbaren deutschen Aufnahmen wurden auf die CD gepackt (u. a. sogar eine Werbe-Melodie und eben der Doctor Snuggles-Soundtrack) – nein, insgesamt sieben Tracks waren zuvor gänzlich unveröffentlicht, darunter offensichtlich Aufnahmen, die für eine LP vorgesehen waren. Dabei waren namhafte Autoren für Siw tätig: „Die kühle Blonde aus dem Norden“ etwa stammt von Rolf Zuckowski und Peter Reber. Und die Songs „Wie der Erste ist kein and’rer Mann“ (bzw. Alternativtext „Lass doch bitte meinen Klaus in Ruh’“) wurden von Michael Reinecke komponiert.

Es ist schon erstaunlich, dass Siw Inger nie in den deutschen Charts vertreten war und auch nie (!) eine LP bzw. ein Album veröffentlicht hat. Um so dankbarer darf man dem „Originale“-Team sein, diese Lücke geschlossen zu haben und große Teile des Siw-Inger-Repertoires auf einer schönen Doppel-CD mit schönem Inlay, auf dem viele Single-Hüllen abgebildet sind, verfügbar gemacht zu haben.

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