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Andreas Gabalier räumt mit Vorwürfen auf: „Muss nicht jedem gefallen“

Andreas Gabalier spricht offen über die Kritikpunkte seiner Karriere – und erklärt, warum er sich nur noch auf seine Fans konzentriert.

© IMAGO/Daniel Scharinger

Andreas Gabalier: 10 Fakten über den Volks Rock 'n' Roller

Andreas Gabalier spaltet wie kaum ein anderer Künstler die Meinungen der Schlagerwelt. Für die einen ist er ein echtes Original, für die anderen ein Symbol für überholte Rollenbilder. Seit Jahren sieht sich der selbsternannte „Volks-Rock’n’Roller“ mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht nur altmodisch, sondern auch intolerant zu sein.

Ein Vorwurf, gegen den sich Andreas Gabalier wiederholt zur Wehr gesetzt hat – nicht ohne Widersprüche. In einem Podcast äußerte er sich jetzt dazu und räumt mit de Vorwürfen auf.

Streit mit Conchita Wurst: Das sagt Andreas Gabalier

Besonders heftig wurde 2015 diskutiert, als Andreas Gabalier bei den „Amadeus Austrian Music Awards“ in einer Dankesrede gegen ESC-Siegerin Conchita Wurst stichelte, da er ihr in einigen Kategorien unterlegen war. Er damals: „Man hat’s nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht.“ Die Aussage sorgte im Saal für lautstarke Buhrufe. Heute sagt Gabalier dazu rückblickend: „Wir haben damals ein Bier zu viel gehabt.“ Doch es sei ihm gar nicht um Sexualität gegangen, sondern um Anerkennung seiner musikalischen Leistungen: „Es wäre schön, wenn Leistung auch ein bisschen zählen würde.“

Im Laufe seiner Karriere versuchte sich der Schlagersänger musikalisch tatsächlich an einem Zeichen der Offenheit. Mit „Liebeleben“, einem Song über gleichgeschlechtliche Liebe, wollte er im Jahr 2021 ein Statement setzen. Die Reaktionen fielen jedoch verhalten aus – nicht nur von seinen Fans, sondern auch aus jenen Kreisen, die sonst lautstark für Diversität einstehen. Er selbst gibt zu: „Das war der größte Flop meiner Laufbahn, weil das niemand hören wollte.“

Andreas Gabalier stichelte vor zehn Jahren gegen ESC-Siegerin Conchita Wurst. IMAGO / Stefan Crämer

Noch enttäuschender für ihn: „Auch bei denen, die sich selbst als tolerant sehen, sei der Horizont so groß wie das eigene Weltbild und keinen Schritt aus der Bubble hinaus.“ Der Sänger zieht damals ein klares Fazit: „Damit habe ich’s dann aufgegeben und gesagt: Man bedient seine Bubble und muss nicht jedem gefallen, und das versuche ich seitdem auch nicht mehr.“

Rollenklischees? Gabalier sieht das anders

Der Versuch, sich als weltoffen zu zeigen, ging nach hinten los. Kritiker werfen Gabalier bis heute vor, seine Aussagen seien oft kalkuliert oder widersprüchlich. Zwar betont er: „Ich habe drei schwule Pärchen in meinem Bekanntenkreis, mit denen ich das ganze Jahr einen sehr, sehr lieben Draht habe.“ Doch ob diese persönlichen Kontakte ausreichen, um sich von pauschalen Vorwürfen zu distanzieren, bleibt fraglich.

Auch Gabalier Liedtexte stehen immer wieder in der Kritik – etwa wegen klischeehafter Frauenbilder. Die BR-Podcasterin Carrie Kremer spricht das Thema direkt an. Ihre Kritik: Frauen kämen in seinen Liedern oft als hübsches Beiwerk vor, nicht als starke Figuren. Gabalier entgegnet: „Das ist Musik, Unterhaltung. Wir tun hoffentlich niemandem weh damit, aber anscheinend schon.“ Seine Texte seien humorvoll und satirisch gemeint – eine Einschätzung, die nicht jeder teilt.

Nach Vorwürfen entscheidet Andreas Gabalier sich fürs Schweigen

Ein weiterer Aufreger: das Cover seines Albums „Volks-Rock’n’Roller“ von 2011. Dort posiert Gabalier in einer Körperhaltung, die Jahre später eine Diskussion über ein mögliches Nazi-Symbol auslöste. Der Musiker weist die Vorwürfe zurück: „Es ist ja damals durch die größte Plattenfirma der Welt gegangen, durch den Grafiker, durch den Fotografen, durchs Team, Management, Promoter, da hat sich niemand was dabei gedacht.“

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Er sieht in der Debatte eine bewusste Kampagne: „Es ist bösartig, man will gar keine Aufklärung, man will dieses Bild haben.“ Und deshalb habe er sich entschieden, zu schweigen: „Ich habe aufgehört, mich für etwas zu rechtfertigen, was ich nicht verbrochen habe.“ Auch Fotograf Michael Mey, der das Bild damals gemacht hat, verteidigt die Szene:
„Das war eine situative Hampelmann-Nummer. Keiner hat sich hingestellt und gesagt: ‚Jetzt malen wir ein Motiv auf und das fotografieren wir ab‘.“

Podcasterin zieht Fazit: „Eigentlich ein ‚okayer‘ Kerl“

Podcasterin Carrie Kremer bringt es im Gespräch auf den Punkt – und zwar durchaus widersprüchlich: Einerseits empfindet sie Mitleid mit dem Musiker, weil er oft für Dinge verurteilt werde, die vielleicht gar nicht seiner Intention entsprechen. Sie: „Er ist eigentlich ein echt ‚okayer‘ Kerl.“

Gleichzeitig stößt ihr auf, dass Gabalier selten klare Worte findet. Statt einer eindeutigen Haltung nehme sie eher ein Ausweichen wahr – ein Reden „um den heißen Brei“. Der Sänger wirke, als wolle er es allen recht machen, ohne wirklich Stellung zu beziehen.
„Er kommt nicht zum Punkt und will auch keine klaren Aussagen, und das stört mich extrem.“



Andreas Gabalier bleibt also eine Reizfigur. Seine Haltung: Er spielt für sein Publikum, nicht für die Medien oder Kritiker. Und so bleibt am Ende das Gefühl zurück, dass zwischen Image, Aussagen und Absichten oft eine Lücke klafft.