Der Stadl geht neue Wege! Ist das sinnvoll?

Der Stadl geht neue Wege! Ist das sinnvoll?
Heiko Bremicker
† 01. Juli 2016

Heute fand die Presse-Konferenz zum sogenannten „Musikantenstadl 2.0“, der in Zukunft Stadlshow heißen wird, statt. Dazu zunächst der Inhalt der Presse-Aussendung des ORF im Zitat: Vom “Musikantenstadl” zur “Stadlshow” – Bewährtes bleibt, Neues kommt: Die Eurovisions-Sendung bietet dem Publikum wie bisher einen beschwingten, abwechslungsreichen und launigen TV-Abend mit unbeschwerter Unterhaltung und den besten Interpretinnen und Interpreten der deutschsprachigen Musik. Francine Jordi und Alexander Mazza präsentieren die “Stadlshow” – erstmalig am Samstag, dem 12. September 2015, um 20.15 Uhr live aus Offenburg. Zu Gast sind unter anderem die Poxrucker Sisters, Jürgen Drews, die Dorfrocker, Peter Kraus, The Baseballs, die Powerkryner, die Troglauer Buam, Marc Marshall, die Ehrlich Brothers, Bluma, Kunz, Wolfgang Fierek und Marc Pircher.

Der stellvertretende ORF-Unterhaltungschef Andreas Vana: "Der ‚Musikantenstadl‘ ist die am längsten laufende Eurovisionssendung und steht damit für eine lebendige Verbindung zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu einer sorgfältigen Markenpflege gehört aber auch Veränderung - vor allem bei Fernsehformaten, die sich einer zeitgemäßen, lebendigen Musikszene verpflichtet fühlen. Und so ist es das Ziel der ‚Stadlshow‘, einerseits die Tradition einer jahrzehntelang beliebten Sendung fortzuführen, andererseits aber aktuelle Trends aufzugreifen und deutliche Impulse für eine erfolgreiche Zukunft dieses Formats zu setzen - also eine Brücke zwischen Tradition und Modernem zu bilden. Mit Francine Jordi und Alexander Mazza haben wir zwei Moderatoren, die genau für diesen Brückenschlag stehen. Sie bringen gleichermaßen Kompetenz wie auch Frische in die Sendung."

Francine Jordi: "Die ‚Stadlshow‘ zu moderieren ist eine Ehre für mich. Es ist eine große Herausforderung, auf die ich mich schon sehr freue. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf den Regionen und den Menschen dahinter. So verlasse ich in jeder Sendung das Studio, um die Wurzeln der Regionen kennenzulernen." Über Alexander Mazza schwärmt die sympatische Schweizerin: "Bei Alexander Mazza und mir war es ‚Liebe auf den ersten Blick‘. Wir sind total auf einer Wellenlänge, harmonieren sehr und werden uns sicher gut ergänzen."

Alexander Mazza: "Francine und ich dürfen eine Sendung fortführen, die bereits eine sehr lange und erfolgreiche Tradition hat. Da ist man natürlich schon stolz und geht mit Spannung, viel Neugier und Spaß an diese neue Aufgabe heran. Ich freue mich sehr darauf, etablierte Musiker/innen, aber auch Newcomer und neue Talente in der Show begrüßen zu dürfen. Unsere oberste Priorität als Hosts der ‚Stadlshow‘ ist es natürlich, das Publikum zu unterhalten."

"Stadlshow" - Zwischen Tradition und Modernem

Das neue Konzept der Musikshow trägt den aktuellen Trends der zugehörigen Genres Rechnung und setzt eigene Impulse: Volkstümliche Musik und Schlager haben sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. Dank neuer Interpretinnen und Interpreten haben sie wieder zu ihrem generationenübergreifenden Charakter gefunden und verbinden Jung und Alt, Stadt und Land, Tradition und Modernem. Dies ermöglicht, neue Wege zu gehen - zum Beispiel mit Crossover-Produktionen, die sich über musikalische Grenzen hinwegsetzen. Außerdem wird in jeder Show die jeweilige Gastgeberregion mit ihren Besonderheiten, ihren Menschen und ihrer Musik eine zentrale Rolle einnehmen.

Ein besonderes Augenmerk in der "Stadlshow" gilt der Live-Musik - für die Umsetzung und die professionelle Unterstützung der Künstlerinnen und Künstler sorgt wieder Wolfgang Lindner mit seiner Band. Inszeniert wird die Show vom österreichischen Regisseur Kurt Pongratz, der bereits bisher für den "Musikantenstadl" und auch zuletzt für den "Eurovision Song Contest" in Wien verantwortlich war. Gregor Barcal, der für den "Eurovision Song Contest 2015" das Drehbuch geschrieben hat, ist neu im Stadl-Team.

Das Moderationsduo steht für jene inhaltliche Öffnung, die ORF, ARD und SRF gemeinsam beschlossen haben: Mit Francine Jordi wurde ein Star der deutschsprachigen Schlagerszene verpflichtet. Ihr Name steht für höchste musikalische Kompetenz und Verankerung in der Musikszene. Alexander Mazza gehört zur ersten Riege der Moderatoren im deutschsprachigen TV. Gemeinsam präsentieren sie die Stadlshow in einer eigens entworfenen Deko, die den modern-gemütlichen Charakter der Show noch weiter unterstreicht (erste Bilder davon gibt es ab 19. August).

Von traditionell bis angesagt - grenzenlose Musik in der Stadlshow

Ob Stars, Publikumslieblinge oder Newcomer - die "Stadlshow" ist DIE Musikbühne im deutschsprachigen TV. Neben den aktuellen Hits der volkstümlichen Musik und des Schlagers sowie Evergreens aller Genres stehen der Spaß und die Freude am Musizieren im Vordergrund. Neue Interpretationen bekannter Melodien und Crossover-Produktionen unterschiedlicher Stilrichtungen runden die musikalische Palette ab. Ziel ist es, nicht nur die aktuellen Trends abzubilden, sondern auch Musikstile zu verbinden und Impulse zu setzen. Ein besonderer Schwerpunkt wird der neuen volkstümlichen Musik gewidmet sein.

Von Trend bis Tradition - Fokus auf die Regionen

Authentizität, Bodenständigkeit und Heimatgefühl werden nicht nur bei den musikalischen Gästen groß geschrieben. In jeder Sendung wird die jeweilige Gastgeber-Region in den Fokus gerückt. In Reportage-Elementen werden spannende Geschichten erzählt, Hintergründe und Werdegänge beleuchtet. Es stehen Menschen im Vordergrund, die Traditionen und Brauchtum mit Aktuellem verbinden und für Regionalität, Nachhaltigkeit sowie Respekt vor Natur und Menschen unterschiedlicher Herkunft stehen.

Francine Jordi und Alexander Mazza moderieren die "Stadlshow"

Francine Jordi ist erfolgreich im Musikbusiness unterwegs, nicht nur als Sängerin, sondern auch als Komponistin. Bereits mit zehn Jahren stand die 1977 in Richigen im Kanton Bern Geborene im schweizerischen Interlaken erstmals auf der Bühne. 1998 gewann sie den "Grand Prix der Volksmusik" mit dem Song "Das Feuer der Sehnsucht". Seitdem folgten zahlreiche Hitalben und erfolgreiche Tourneen. Pro Jahr gibt sie bis zu 150 Großkonzerte im gesamten deutschsprachigen Raum. 2002 trat Francine Jordi, die Gesang und Klavier studierte, für die Schweiz beim "Eurovision Song Contest" an. 2007 stand sie zudem in Bern in Mozarts "Zauberflöte" auf der Bühne. Im September 2015 erscheint auch ihr neues Album. Als TV-Moderatorin ist Jordi dem Publikum u. a. durch "Weihnachten auf Gut Aiderbichl" ein Begriff.

Alexander Mazza wurde 1972 als Sohn eines Italieners und einer Wienerin in Fürstenfeldbruck bei München geboren. Nach seinem Studium der Kommunikationswissenschaften wurde er 1995 von ProSieben entdeckt und engagiert. Alexander Mazzas erste Sendung war das tägliche Mittagsmagazin "SAM". Seitdem hat er die unterschiedlichsten Formate für das private sowie öffentlich-rechtliche Fernsehen moderiert, u. a. "Herzblatt" und die Silvestersendungen "Willkommen 2014" und "Willkommen 2015" mit Andrea Kiewel. Aktuell ist er beim ZDF mit dem Magazin "Mona Lisa" zu sehen. Neben seiner TV-Präsenz moderiert Alexander Mazza immer wieder hochkarätige Firmenevents. Eine weitere Leidenschaft Mazzas ist die Schauspielerei. Alexander Mazza hat bereits in verschiedenen Film- bzw. Serienproduktionen mitgewirkt.

Die nächsten Termine:

12. September: Offenburg (Deutschland)
31. Dezember (Silvester): Linz (Österreich)

So weit, so gut. Aber es bleiben viele Fragen.

Schlager.de meint, die Verantwortlichen betreiben dort ein äußerst riskantes Spiel. Positiv zu werten ist sicherlich die Verpflichtung einiger junger und noch nicht so bekannter Künstler gerade aus dem volkstümlichen Bereich, da diesen ja z.B. in den vielfältigen Casting-Shows und ähnlichem keine Plattform geboten wird.

Positiv sicher auch, dass weiterhin die erfahrenen Experten Kurt Pongratz als Regisseur und Wolfgang Lindner mit Band zur Unterstützung der Künstler zur Verfügung stehen.

Fraglich ist allerdings die Schlüssigkeit des Verjüngungskonzeptes, wenn (unabhängig von ihrer Qualität) gleich zwei der angekündigten Top-Stars der ersten Sendung unter neuem Namen jenseits der 70 sind, ein dritter jenseits der 60, wo man doch schon den bisherigen Moderator mit 54 für zu alt hielt. Passt das?

Und unabhängig von den Moderatorenpersonalien, die bereits umfänglich auch in den sozialen Medien diskutiert wurden, ist der halb-englische Name, der für das neue Konzept gewählt wurde, weder besonders originell, noch stellt er eine Einzigartigkeit des Konzeptes dar. (Kritiker im Netz lästern bereits, warum man nicht gleich BARN-SHOW daraus gemacht hat.) Die weitere Künstlerauswahl, die eigentlich jeder anderen beliebigen Samstagabend-Unterhaltungssendung entlehnt sein könnte, lässt befürchten, dass viele der bisherigen Stammzuschauer (in Deutschland allein zuletzt immerhin regelmäßig um die 4 Millionen) verprellt werden, um vielleicht dafür einen weitaus geringeren Anteil junger Zuschauer von DSDS oder Dschungelcamp wegzulocken. Wer sich mit den sprunghaften Tendenzwechseln dieser Generation im Hinblick auf das, was gerade „in“ ist, befasst, wird schnell erkennen, dass das keine gute Idee ist.

So bleibt die Befürchtung, dass ohne einen erheblichen Anteil an jeweiligen etablierten volkstümlichen Künstlern, die jahrzehntelang das Aushängeschild des Stadl waren, zukünftig dauerhaft eher weniger als mehr Zuschauer zu erwarten sind, und außerdem einer ganzen Branche der Boden entzogen wird, mit weitreichenden wirtschaftlichen Auswirkungen, die dann auch die jungen Künstler zu spüren bekommen, Stadlshow-Auftritt hin oder her.

Letztlich bleibt die Hoffnung, dass man – wie kommuniziert – quotenunabhängig arbeiten wird und nicht doch nur einen Anlass, die gesamte Sendung – wie über Jahre befürchtet – zu kippen.

Jetzt nur kurze Zeit nach Veröffentlichung der Fakten, äußert sich bereits großer Unmut in den sozialen Medien.

So schrieb z.B. Stefan Mross öffentlich in Facebook: ... das soll der neue Name für den Stadl sein? Dann viel Erfolg allen Beteiligten. "Musikantenstadl" - Du warst groß... ! Danke für die unvergessenen Stunden die wir mit dieser Sendung erleben durften.

Und Andreas Gabalier äußerte sich bereits vor einigen Tagen, dass er sich nicht vorstellen könne, dass an einem Samstagabend die RTL-Zuschauer von DSDS herüberzappen. Der Musikantenstadl sei (bisher) ein Konzept, dass es lange gebe, dass man nicht mögen muss, aber das man mögen kann. Bei welcher Musik sei es so, dass sie jeder mag?

Damit trifft er den Punkt: Wer jedem gefallen möchte – und damit ein „Mischmasch“ präsentiert, das vom Ursprungskonzept weit entfernt ist, gefällt schließlich keinem mehr. Und das wäre traurig.

Wir sind gespannt und wünschen allen Verantwortlichen und Mitwirkenden eine glückliche Hand und auch die Fähigkeit und die Bereitschaft, auf die Meinungen des Publikums zu reagieren, wenn es erforderlich wird. Im Interesse der Musik!

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