FazitESC: Deutschland enttäuscht, Portugal gewinnt mit Salvador Sobral überraschend

ESC: Deutschland enttäuscht, Portugal gewinnt mit Salvador Sobral überraschend
Laura Müller

Und wieder einmal schafft es der ESC in die Schlagzeilen auf der ganzen Welt, auch wenn der Eurovision Song Contest ein rein europäischer Wettbewerb ist, obwohl mit Israel und Australien auch außereuropäische Nationen am Song-Contest teilnehmen dürfen. In diesem Jahr faszinierte der ESC mit einem Überraschungssieger aus Portugal, während Deutschland schon fast wie gewohnt weit hinten landete. Selbst ein Flitzer war dabei und sorgte kurzzeitig für Aufregung – der ESC im Panorama.

Und wieder einmal stand am Ende jemand ganz oben auf dem Podium, mit dem vor dem Gesangswettbewerb niemand gerechnet hatte – nicht einmal die Buchmacher. Salvador Sobral konnte den ESC 2017 für sich entscheiden und die meisten Zuschauer im europäischen Fernsehen für sich gewinnen. Mit seinem herzzerreißenden Song „Amar Pelos Dois“ und einem sehr schlichten, aber eindringsamen Auftritt sang sich der Portugiese in die Herzen des Publikums, das ihm dafür 758 Punkte bescherte.

 

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Das Besondere am portugiesischem Beitrag war ohne Frage die Art des Auftritts. Sobral sang den Song, der übrigens von seiner Schwester geschrieben und während der Proben, als der Künstler erkrankt war, auch von ihr vorgetragen wurde, in seiner Landessprache und nicht auf Englisch.

Infografik über den ESC 2017

Infografik über den ESC 2017

Nach seinem Sieg durfte Sobral seinen Siegersong dann sogar zusammen mit seiner Schwester zum Besten geben – ein Auftritt, der die Zuschauer fast noch mehr begeisterte als die Solo-Präsentation. Dass es sich um einen würdigen Sieger handelt, zeigt auch ein Blick auf die persönliche Geschichte des in Europa gänzlich unbekannten Musikers.

Der 1989 geborene Künstler brach sogar sein Psychologie-Studium ab, um sich mit ganzem Herzen der Musik widmen zu können. In seiner Siegesrede sagte er dann, sein Triumph sei ein Sieg für die Musik, denn „Musik ist nicht Feuerwerk, sondern Gefühl.“

Perfect Life, perfekter Auftritt, keine Punkte für Deutschland

Für Deutschland hingegen war die Nacht der Stimmen wieder einmal eine Enttäuschung. Denn mit „Perfect Life“ schaffte es der deutsche Beitrag nur auf den vorletzten Rang. Gerade einmal sechs Punkte holte Levina am Ende, nur Spanien war mit insgesamt fünf Punkten aus Sicht der Zuschauer noch schlechter.

Woran es lag, man weiß es nicht. Ähnlich wie Salvador Sobral absolvierte Levina einen eher schlichten Auftritt, ganz allein auf der Bühne, nur die Stimme sollte überzeugen. Doch dies tat sie allem Anschein nach nicht. Denn ganz anders als beim portugiesischen Künstler schien das Gefühl zu fehlen, die Identifikation des Künstlers mit seiner Musik.

Damit reiht sich Levina in eine Serie von musikalischer Misserfolge ein, die Deutschland seit dem Sieg 2010 mit Lenas „Satellite“ in Oslo begleiten. In den letzten beiden ESC-Jahren landete der deutsche Gesangs-Beitrag jeweils auf dem letzten Platz. 2014 war es der 18. Rang von Elaiza und Cascada brachte es ein Jahr zuvor nur auf den 21. Platz.

Die deutschen Platzierungen beim ESC:

Letzter Platz:

  • 1964 mit Nora Nova („Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne“)
  • 1965 mit Ulla Wiesner („Paradies, wo bist du?“)
  • 1974 mit Cindy & Bert (“Die Sommermelodie“)
  • 1995 mit Stone & Stone („Verliebt in Dich“)
  • 2005 mit Gracia („Run & Hide“)
  • 2015 mit Ann Sophie („Black Smoke“)
  • 2016 mit Jamie-Lee („Ghost“)
  • 2008 mit No Angels („Disappear“)

Erster Platz:

  • 1982 mit Nicole („Ein bisschen Frieden“)
  • 2010 mit Lena Meyer-Landrut („Satellite“)

Zweiter Platz:

  • 1980 mit Katja Ebstein („Theater“)
  • 1981 mit Lena Valaitis („Johnny Blue“)
  • 1985 mit Wind („Für alle“)
  • 1987 mit Wind („Lass die Sonne in dein Herz“)

Dritter Platz:

  • 1970 mit Katja Ebstein („Wunder gibt es immer wieder“)
  • 1971 mit Katja Ebstein („Diese Welt“)
  • 1972 mit Mary Roos („Nur die Liebe lässt uns leben“)
  • 1994 mit Mekado („Wir geben ‘ne Party“)
  • 1999 mit Sürpriz („Reise nach Jerusalem – Kudüs’e seyahat“)

Favorit Italien scheitert, Flitzer stört die Show

Noch vor dem ESC in der Ukraine waren die Experten sich einig, dass die Italiener am Ende ganz vorne landen und die meisten Punkte holen würden. Der Grund für die Überzeugung war nicht unbedingt die Musik, sondern vielmehr die Art des Auftritts. Denn neben dem Musiker begleitete ein Mann im Gorilla-Kostüm den Künstler, der mit lauter Faxen am Ende wohl eher ablenkte, denn zu überzeugen wusste. Da konnte auch die am Ende durchaus gelungene Gesangseinlage von Francesco Gabbani nicht viel ändern.

 

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Ganz in gewohnter ESC-Manier gab es aber selbstverständlich auch noch andere erinnerungswürdige Auftritte. Kroatiens Jacques Houdek beispielsweise sang ein Duett mit sich selbst: als Pop- und Opernsänger, während Rumäniens Künstler mit einer überraschenden Jodel-Performance für Aufsehen sorgte.

Dies gelang am Ende sogar einem Nicht-Musiker. Trotz der zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen, die vor allem um das internationale Ausstellungszentrum in Kiew aus Angst vor etwaigen Terroranschlägen getroffen wurden, gelang es einem Mann, die Bühne zu stürmen.

Dieser präsentierte einem Millionenpublikum dann seinen nackten Hintern vor den laufenden Kameras. Ein Unbekannter ist der Täter allerdings nicht. Angeblich soll es sich um den Ex-Journalisten Vitali Sediuk handeln, der in den letzten Jahren bereits öfter negativ aufgefallen war.

Beispielsweise griff er Hollywood-Star Brad Pitt bei einer Filmpremiere ins Gesicht, er umarmte Leonardo DiCaprio auf den Knien und verpasste Will Smith einen ungewollten Kuss. Der ukrainische TV-Sender 1+1 hatte Sediuk bereits vor Jahren rausgeworfen. Nun droht dem 28-Jährigen gar eine Gefängnisstrafe, auch wenn die Mehrzahl der ESC-Zuschauer den Auftritt eher amüsant fand.

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