DAS NEUE BLATTWolfgang Lippert: „Mit 65 mache ich jetzt Helene Konkurrenz…“
Fast 35 Jahre nach seinem Hit „Erna kommt“ kehrt er zu seinen musikalischen Wurzeln zurück. Wer kann sich nicht an „Erna“ erinnern? Die Frau, die allen ein glückliches Lächeln ins Gesicht zauberte? „Erna“ war einer der größten Erfolge von Wolfgang Lippert. Jetzt macht Lippi wieder Musik. „Der Morgensong“ heißt sein neues Baby. DAS NEUE BLATT sprach exklusiv mit dem Showmaster.
Ihr Titel macht gute Laune. Da müssen sich Helene Fischer, Beatrice Egli und Co. aber warm anziehen, oder?
Klar, diese Frauen beherrschen das Feld. Aber ich melde mich musikalisch zurück. Mit einem Reggae-Sound, der im Kopf bleibt. Ich hab’ Spaß daran. Was kaum jemand weiß: Ich habe ja eine klassische Gesangs- und Klavierausbildung. So fing alles an. Und jetzt schließt sich der Kreis irgendwie wieder.
Sie sind auch Automechaniker. Schrauben Sie wieder?
(Lacht.) Ich hab nie aufgehört.
Sie sind im Februar 65 Jahre alt geworden. Andere gehen in Rente, Sie geben Vollgas.
Meine Frau Gesine sagt immer, dass ich hyperaktiv bin. Wenn wir zwischendurch mal ’ne Stunde Zeit haben, schlage ich gleich vor: „Wollen wir nicht bisschen Rad fahren?“ Aber nee, das will sie nicht. Sie möchte Ruhe. Zu zweit. Und okay, sie hat ja recht damit. Ich genieße das dann natürlich auch.
Sie haben schon als Fünfjähriger festgestellt: „Mama, ich bin lebensfroh!“ Klingt anstrengend.
Ist es auch. Aber Sie werden es nicht glauben: Es gibt auch Phasen, in denen ich ganz ruhig bin und mal die Klappe halte. Ich bin zum Beispiel gerne in der Natur. Wenn die Hütte richtig brennt, halte ich mit dem Auto irgendwo im Wald an, setze mich auf einen Baumstumpf und schaue den Bienen zu. Danach ist wieder alles gut.
Woher kommt Ihre „lebensfrohe“ Einstellung?
Ich sehe das Leben als großes Geschenk an. Und wenn ich meine Mutter anschaue mit ihren 97 Jahren – was musste diese Generation erleben! Wie viel Glück habe ich da. Und was für ein Geschenk sind Frieden, Wohlstand, Arbeit und Gesundheit. Ich bin jeden Tag dankbar für dieses Leben. Es gibt noch Menschen, die etwas von mir, dem Lippi, wollen: eine CD machen zum Beispiel. Oder die „Störtebeker Festspiele“ auf Rügen, bei denen ich seit 17 Jahren singen darf. Bei der Premiere klatschte das Publikum schon, als ich auf die Bühne kam. Da hatte ich noch keinen Ton von mir gegeben. Das ist doch wahnsinnig schön (mehr Infos: www.stoertebeker.de, d. Red.). Und dann meine Sendung „Ein Kessel Buntes“ – die Zuschauer sehnen sich nach diesen klassischen Shows.
Sie scheinen ein Glückskind zu sein.
Ja, ich habe viel Glück gehabt. Aber es gab auch viele dunkle Regenwolken an Lippis Himmel. Ich bin dann einfach drum herumgegangen. Ich wusste ja: Wenn das Tal durchschritten ist, geht es wieder bergauf.
Sehr glücklich sind Sie auch mit Ihrer Frau Gesine. Was machen Sie anders als alle, die die Scheidungsraten in die Höhe treiben?
Es ist ein Riesenglück, wenn man einen Menschen findet, mit dem man sich über längere Zeit gut versteht, dem gegenüber man höflich bleibt, den man voller Respekt behandelt, den man vermisst, wenn er nicht bei einem ist und den man von ganzem Herzen liebt. Ich sage immer: Ein Partner muss dich besser machen, als du bist, dann ist alles gut. Gesine und ich pflegen unsere Liebe auch. Wir sind offen und ehrlich zueinander. Da lässt man nichts lange schmoren. Wir reden viel, tauschen uns aus. Es darf nicht so sein, dass du mit deinem Arbeitskollegen mehr redest als mit deiner Frau. Man muss aufpassen, dass man sich nicht entfernt voneinander. Arbeiten müssen wir alle. Gesines Gastronomie ist ein harter Job. Sie tut mir manchmal echt leid. Wie aufwendig es ist, es anderen Menschen schön zu machen. Das ist echt schwer.
Wolfgang Lippert: „Gunter Gabriel hat mir kurz vor seinem Tod auf den Anrufbeantworter draufgesprochen“
Sie haben ein Haus auf Rügen gekauft. Ihr Altersruhesitz?
Im Moment pendeln wir noch zwischen Berlin und Rügen hin und her. Aber diese Insel ist ein wunderbares Fleckchen Erde. Meine Frau ist in der Summe schon viel mehr dort. Im Moment bauen wir gerade das alte Bauernhaus aus, das noch auf unserem Grundstück steht. Für Schwiegereltern, meine Familie und für Freunde.
Kürzlich schockte uns der Tod von Gunter Gabriel. Kannten Sie ihn?
Die Geschichte ist sehr makaber. Ich hatte ihn noch auf meinem Anrufbeantworter. Er hatte mir kurz vor seinem Tod draufgesprochen, total euphorisch: „Wolfgang, ich liebe dich. Bin in Mecklenburg. Wir reden gerade über dich, nur Gutes.“ Und dann, dann hörst du die Stimme eines Menschen, der nicht mehr lebt. Schrecklich. Mir tut es irre leid, denn nach allem Hin und Her ging es für Gunter wieder bergauf. Er hörte sich endlich wieder happy an.