GlückwunschGoldene Henne für Karel Gott

Goldene Henne für Karel Gott © Universal Music

Die „goldene Stimme aus Prag“ wurde am 14. Juli 1939 in Pilsen (Tschechei) als Karel Gottar geboren. Karel absolvierte zunächst auf Wunsch seiner Eltern eine Lehre als Elektriker, war aber schon in jungen Jahren der Musik verbunden, wobei zunächst nicht immer alles rund lief. Als er sich 1959 in Prag einem Nachwuchswettbewerb stellte, fiel er bei der Jury zwar durch, kam aber beim Publikum an. Noch wichtiger: Er lernte damals Karel Krautgartner, einen damals bedeutenden Orchesterchef, kennen. Der vermittelte dem Nachwuchssänger Kontakte zur tschechischen Musikszene. Karel wollte nun Nägel mit Köpfen machen und sich am Konservatorium ausbilden lassen – zunächst scheiterte er bei der Aufnahmeprüfung, beim zweiten Mal hat es aber geklappt, und er bekam eine fünfjährige Gesangsausbildung als Tenor. Anfangs interessierte er sich für die Schauspielerei und gründete 1964 sogar ein eigenes Theater in Prag („Apollo Theater“).

Erste Erfolge in Deutschland

Gleich seine erste Schallplattenaufnahme, die tschechische Version des Welthits „Moon River“, war ein großer Erfolg – so kam er auch zu seiner Bezeichnung „Frank Sinatra des Ostens“. Karels Karriere nahm Formen an bis hin zu einem 6-monatigen Gastspiel in Las Vegas. Kurz darauf erhielt er seinen ersten Plattenvertrag in Deutschland – bei der Polydor sang er „Weißt Du wohin? (Schiwagomelodie)“. Spannend: Der Titel lag 1 ½ Jahre in den Regalen und wurde erst erfolgreich, als Gott den Schlager in der allerersten ZDF-Hitparade vortrug. Hintergrund war, dass der Titel bei einer Vertriebstagung der Polydor dieser Titel noch einmal präsentiert wurde, woraufhin es mit neuem Cover eine Neuauflage gab. Spätestens jetzt hatte Karel den Durchbruch in Deutschland erreicht, seine erste deutsche LP „Die goldene Stimme aus Prag“ schaffte es bis auf Platz 1 der deutschen Charts und hielt sich fast zwei Jahre in den Hitlisten.

Bereits im Jahr 1968 erlangte Karel eine gewisse Popularität im westlichen Europa, indem er für Österreich an der Eurovision teilnahm. Kein geringerer als Udo Jürgens, den er 1967 bei der wichtigen Musikmesse Midem in Cannes kennenlernte, komponierte ihm den Titel „Tausend Fenster“ – auch wenn es „nur“ für einen 13. Platz reichte, war damit ein gewisser Bekanntheitsgrad erreicht. In dieser Zeit gelangen ihm gleich mehrere Top-10-Hits in Deutschland („Lady Carneval“, „Was damals war“, „Einmal um die ganze Welt“, „Schicksalsmelodie“).

Große Erfolge in den 1970er Jahren

Vor über vierzig Jahren (1976) gelang Karel sein wohl bekanntester Hit in Deutschland. Kurioserweise war ausgerechnet dieser Schlager nie in den deutschen Charts, dafür wurde er aber wöchentlich in Millionen deutscher Fernseher gespielt. „Die Biene Maja“ wäre ohne Karels Titelsong womöglich nicht so erfolgreich und legendär geworden wie sie heute ist. Dabei kam er zu dem Titel wie die Jungfrau zum Kind – eigentlich wollte er nur seinen Freund, den tschechischen Erfolgskomponisten Karel Svoboda, besuchen. Der fragte ihn, ob er spontan Zeit hätte, das Lied für eine Zeichentrickserie einzusingen. Binnen einer halben Stunde hat Karel den Song in einem Durchgang eingesungen – der Rest ist Geschichte…

Während Heintje schon 1968 alle Mütter mit seinem „Mama“ zu Tränen rührte, knöpfte sich Karel 1979 die Omas vor – mit sensationellem Erfolg. Ralph Siegel und Bernd Meinunger schrieben ihm den Titel „Babicka“ auf den Leib – das tschechische Wort für „Oma“. Damit wurde erneut ein Nerv getroffen – bis heute ist der Titel ein echter Evergreen und noch immer sehr beliebt. Seine LPs „Triumph der Goldenen Stimme“ und „Guten Abend, gute Laune“ schafften es in diesen Jahren jeweils auf Platz 2 der Album-Charts.

 

Duett mit Kinderstar Darinka

Während viele andere Schlagersänger die „Neue deutsche Welle“ kommerziell nicht wirklich überlebt haben, konnte Karel Gott seine Erfolgsgeschichte fortsetzen. 1985 gelang ihm mit dem damaligen Kinderstar Darinka, die in Tschechien heute als „Dara Rolins“ Karriere gemacht hat, der große Hit „Fang das Licht“, der ebenfalls bis heute gerne interpretiert wird (bei einer seiner Tourneen hat Florian Silbereisen den Titel beispielsweise mit Vanessa Mai interpretiert).

Deutsche Originalversionen in den 1990er Jahren

Auch wenn die große Zeit der früher sehr beliebten „deutschen Originalaufnahmen“ internationaler Hits eigentlich vorbei waren, hatte Karel damit noch immer großen Erfolg. Zu Beginn der 1990er Jahre sang Karel die deutsche Version des Gerald Joling-Hits „No More Boleros“ und hatte mit „Nie mehr Boleros“ (trotz des Plattencovers, auf dem er entgegen seiner Natur recht grimmig schaut) erneut einen großen Hit. Einige Jahre brachte er mit „Zeit zu gehen“, der deutschen Version des Andrea-Bocelli-Erfolgs „Con te partiro“, einen weiteren Hit auf den Markt.

Ungewöhnliche Duette mit Bushido und DJ Ötzi

Dass Karel auch im Alter mit der Zeit ging, ohne mit Traditionen zu brechen, beweist sein Duett mit dem Rapper Bushido, mit dem er seinen Klassiker „Für immer jung“ neu auflegte und damit im Jahr 2008 bis auf Platz 5 der Single-Charts kam. Zwei Jahre später besann sich Karel wieder des Schlagers. Gemeinsam mit DJ Ötzi veröffentlichte er noch einmal seinen „Fang das Licht“-Hit – Erfolgsproduzent Dieter Falk hat das Lied ins neue Jahrhundert gebracht.

Privates

Privat war Karel Gott über viele Jahre hinweg als Womanizer und Schwerenöter bekannt. In einem Interview sagte er mal sinngemäß: „Ich will nicht heiraten, weil die Hochzeit den Tod der Liebe bedeutet“. 2008 heiratete er dann doch seine 37 Jahre jüngere langjährige Lebensgefährtin Ivana Machackova, mit der er zwei Töchter (* 2006 und * 2008) gezeugt hat. Karel Gott ist kürzlich an Krebs erkrankt, inzwischen gehen die Ärzte aber davon aus, dass er als geheilt angesehen werden kann.

Auszeichnungen und Rekorde

Geradezu einmalig in der deutschen Schlager- und Popgeschichte dürfte sein, dass Karel Gott vor nunmehr 50 Jahren bei der Plattenfirma Polydor einen Schallplattenvertrag unterschrieben hat und seitdem ununterbrochen mit dieser Firma (inzwischen unter dem „Universal“-Dach) in Deutschland zusammenarbeitet. In dieser Zeit hatte er in Deutschland Single-Hits in sechs Jahrzehnten – von den 1960er Jahren bis in die 2010er Jahre – auch das ist (abgesehen von Udo Jürgens) rekordverdächtig. Nicht weniger als 40 Mal wurde er in Tschechien mit der „Goldenen Nachtigall“ ausgezeichnet, einem Preis für beliebte tschechische Sänger. Drei Mal erhielt er aus den Händen von Dieter Thomas Heck die Goldene Stimmgabel. Heute Abend kommt die „Goldene Henne“ für das Lebenswerk hinzu – Schlager.de gratuliert herzlich.

Weitere News zu Karel Gott

Die 3 beliebtesten
Schlager-News