InterviewHoward Carpendale: “Wir denken alle optimistisch und verlieren die Hoffnung nicht”

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Howard Carpendale: “Wir denken alle optimistisch und verlieren die Hoffnung nicht” © Ove Arscholl
Katrin Voigt
Redaktionsleitung

Wenn man die ganz Großen der Showbranche aufzählen müsste, würde er definitiv dazugehören: Howard Carpendale. Über 50 Jahre steht er schon auf der Bühne und ist heute noch gern gesehener Gast bei den TV-Machern. Wir trafen ihn in seinem Hotel in Berlin und stellten fest: Howard ist mit sich im Reinen. Er sitzt entspannt in der Lobby, Beine übereinandergeschlagen und immer ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht. Wir haben mit ihm über seine Zwangspause gesprochen und er hat uns verraten, warum er hauptsächlich mit Sportlern befreundet ist.

Howard, wir sind mitten in einer Pandemie. Keine Tourneen, , keine Konzerte – es ist, als würde man Künstlern wie Dir das Lebenselixier nehmen. Wie gehst Du mit dieser Zwangspause um?

"Ehrlich gesagt ist es schwierig, darauf zu antworten. Denn ich ärgere mich eigentlich mehr über das, was da draußen so läuft. Ich finde, wir haben uns von unseren Politikern noch nie so weit entfernt gefühlt wie im Moment. Aber Ihr wollt wahrscheinlich keine politische Antwort. Nein, ich bin ganz gut über die Zeit gekommen. Aber es ist schon ärgerlich, dass ein Land wie Deutschland so gut angefangen hat und dann – in der jetzigen Situation – eines der schlechtesten Länder ist, die es überhaupt gibt. Das ist nicht das Deutschland, dass ich kenne. Das finde ich schade…"

Denkst Du, das liegt gerade an der Regierung? Es gibt ja immerhin Länder, die schon Millionen von Menschen geimpft haben und wir hängen da immer noch hinterher…

"Ich habe heute gelesen, und das glaube ich auch, dass diese Pandemie nichts mehr mit dem Virus zu tun hat. Es sind sehr viele Menschen erkrankt und auch gestorben. Das muss ernst genommen werden. Aber ich fürchte, das ist inzwischen ein Politikum geworden. Denn ich lese, dass sich 43% aller Republikaner in Südafrika Amerika nicht impfen lassen wollen. Ich finde das unglaublich. Dass die Menschen zusammenhalten und für ein gemeinsames Ziel arbeiten – genau das Gegenteil ist passiert. Wir haben uns noch mehr voneinander distanziert als sonst."

Mal zurück zu Dir: Was macht eigentlich ein Howard Carpendale, wenn er nicht arbeitet?

"In der Zeit der Pandemie konnte ich viel Zeit mit meiner Frau Donnice verbringen, was sehr schön war und natürlich ist! Fitness konnte ich in meinen Alltag ebenfalls sehr gut integrieren.  Ich tue mich aber immer schwer, über mich zu reden, denn wie wir wissen, haben viele Menschen sehr unter dieser Zeit gelitten und deshalb fällt es mir immer ein wenig schwer, zu sagen ‚Mir geht es ganz gut!‘. Die Bühne  vermisse ich wie verrückt. Ich würde schon gern mal wieder auftreten…"

Deine Jubiläumstour war oder ist ja auch betroffen. Im September soll es ja weitergehen. Denkst Du, bis dahin wird der Normalbetrieb im Veranstaltungsbereich wieder aufgenommen?

"Ich würde sagen, die Chancen stehen ein bisschen besser als vor drei Monaten. Wir denken alle optimistisch und verlieren die Hoffnung nicht."

Hattest Du eigentlich mal Kontakt mit den Kollegen zwischendurch?

"Meine engsten Freunde sind Sportler, mit denen habe ich Kontakt. Auch mit meinem Team war ich in Kontakt. Na gut, es gibt ein paar Künstler, die ich schon lange kenne – mit denen habe ich auch telefoniert, aber da rufen jetzt nicht alle untereinander an und fragen, wie es so geht."

Kerstin Ott ist ja eine Kollegin von Dir, Eure Zusammenarbeit ist sehr spannend. Wie habt Ihr Euch denn kennengelernt? Wie war das?

"Das war vor etwa eineinhalb Jahren. Da haben wir uns auf eine sehr nette Art kennengelernt. Sie fragte bei einer TV-Aufzeichnung, ob sie mich drücken kann. Und so fing das Ganze an. Ich mag sie einfach. Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Das ist bei Giovanni auch so. Das ist ein junger Mann, mit dem ich viel lachen und Spaß haben kann. Das passt einfach. Ich bin kein Künstler, der unbedingt einen Weltstar um sich herum braucht. Obwohl… mit Cliff Richard, das war schon ein besonderer Moment."

Du bist einer der größten Künstler, die wir hier haben. Zuletzt hast Du von Florian Silbereisen ja auch eine Auszeichnung für Dein Lebenswerk bekommen. Würdest Du – mal Hand aufs Herz – alles nochmal genauso machen?

"Genau nicht! Aber auch nicht viel anders! Es gibt wirklich nicht viele Momente, die ich bereue. Eine Frage, die mich immer beschäftigt ist: Hätte ich mehr English singen sollen? Aber wenn ich mir das recht überlege, nein, das war richtig, diesen Weg zu gehen. Und ich bin froh, dass ich auf Deutsch gesungen habe, denn ich lege viel Wert darauf, dass man meinen Text versteht."

Du warst zu Gast in der letzten Sendung "Willkommen bei Carmen Nebel" – damit geht ein Stück Fernsehgeschichte zu Ende. Wie sind Deine Gefühle dazu?

"Carmen ist schon lange eine Freundin von mir. Wir haben einen sehr guten Kontakt. Sie schreibt mir auch oft, wenn sie in Kapstadt ist. Wir werden sie vermissen! Es ist überhaupt ein Problem, dass es mehr Castingshows in Deutschland gibt als Shows mit gestandenen Künstlern. Es ist eine Show weniger und wir haben leider nicht viele…"

Hast Du denn ein Geheimrezept für Newcomer, um so eine lange Karriere wie Deine aufzubauen?

"Ich glaube, dass das mit Streaming nicht möglich ist. Ich glaube, dass so eine Karriere heutzutage nicht einfach ist. War es aber auch schon zu meiner Zeit nicht. Ich bin immer neue Wege gegangen. Ich wollte aber authentisch bleiben und mit der Zeit gehen. Man muss da die richtige ‚Nase‘ haben, das war mein Glück."

In einem Interview mit der dpa hattest Du mal gesagt, dass Du die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, bei Deinen Kollegen vermisst. Findest Du, dass die Branche humorbefreit ist?

"Deswegen komme ich eher mit Sportlern zurecht. Künstler nehmen sich sehr oft – ich will keine Namen nennen – sehr wichtig. Ich lebe eigentlich ganz gut damit, dass ich nach einem Auftritt, bei dem mir tausende Menschen zugejubelt habe, von der Bühne gehe und ein normaler Typ bin. Ich kann in mein Hotelzimmer gehen und Fernsehen schauen."

Du hast also nicht so viele Freunde in der Showbranche?

"Nein, ich komme eher mit Menschen zurecht, die Sport machen. Aber das muss nichts heißen. Es gibt trotzdem viele Menschen, die ich in der Branche sehr mag."

Du hast in München Deine Familie quasi um die Ecke. Wie laufen denn da eigentlich gerade die Treffen ab?

"Wayne ist sehr bemüht, dafür zu sorgen, dass die älteren Menschen in seiner Familie nicht an Corona erkranken. Dafür bedanke ich mich sehr bei ihm. Das macht er toll, er kümmert sich sehr um uns. Und dann ärgert er sich auch, dass ich für eine Fernsehshow nach Berlin fahre. Aber ich mache das ja auch für den Job und dann diskutieren wir (lacht). Aber wir sind schon sehr vorsichtig."

Dein anderer Sohn Cass ist aber in Amerika. Wie lange habt Ihr Euch nicht gesehen?

"Ich war im Februar 2020 da - alsovor etwa 13 Monaten. Wir telefonieren fast täglich. Also alles gut."

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