KommentarNena – hör auf!

Nena – hör auf! © IMAGO / Karina Hessland
Patrizia Bartels

Sie kann es nicht lassen! Sängerin Nena wehrte sich Ende Juli mit schrägen „Schrobel-Theorien“ gegen die Auflagen, die Veranstalter auferlegt bekommen haben, damit überhaupt irgendwelche Konzerte stattfinden können. Nenas Konzert am Flughafen BER wurde schließlich abgebrochen, weil die Sängerin ihr Publikum aufgefordert hatte, das Hygiene-Konzept der Veranstaltung zu missachten. Ihr Publikum sollte an die Bühne kommen, mit ihr feiern und „sich ihre Freiheit“ zurückholen. Nun wiederholte sie am Wochenende ähnliches bei ihrem Konzert in einem Golfclub auf Mallorca.

In Berlin sagt man: „Eh ikk‘s globe, wunder ikk mir lieber!“

Die Konzertgäste saßen auf Decken. Aufstehen oder tanzen war untersagt. Und wieder forderte die Hagenerin ihr Publikum auf, sich nicht an diese Regeln zu halten. Weil ein Großteil der Aufforderung nicht folgten, sprang sie selbst von der Bühne, umarmte Fans, die keine Masken trugen. Der Veranstalter kommentierte: „Das war alles abgesprochen.“ Ganz ehrlich Nena, wie unkollegial muss man eigentlich sein? Über 18 Monate haben alle Künstler Auftrittsverbot erdulden müssen, viele Licht-, Ton- und Bühnenbauer ihre Existenz verloren - bis Veranstalter Konzepte erarbeitet hatten, um Euch (Künstler) mit uns (Fans) wieder zu vereinen!

Mittlerweile funktionieren diese Konzepte geradezu perfekt! Wie ich selbst am Wochenende in Berlin-Hoppegarten beim Jan Delay Strandkorb-Konzert erleben konnte. Allein schon der Einlass an der Rennbahn war großartig organisiert: Keine Wartezeiten, oder Schlangen, wie beim Roland Kaiser-Konzert in Kamenz. In Berlin hat’s funktioniert, weil jeder seinen Genesenen - oder Impfnachweis oder aktuellen Test vorab registrieren lassen konnte. Kurzer Check am Eingang und drin war man. Jeder ging direkt zu seinem Strandkorb oder zur Tribüne, wo bereits Kühlboxen standen, mit den Getränken, die man sich per App bequem von zu Hause bestellen und per Paypal bezahlen konnte! Kein Anstellen an irgendwelchen Ständen, um an sein Bier zu kommen!

Wer sein Publikum von der Bühne nicht mehr erreicht, sollte aufhören!

Nena moserte, dass sie keine Verbindung zum Publikum aufbauen könne, wenn es so weit weg stehen würde. Ganz ehrlich, was für eine unqualifizierte Aussage ist das denn? Singt Nena also nur für die ersten fünf Reihen und der Rest in den hinteren Rängen ist ihr egal? Jan Delays Bühne ist riesig groß und vor allem „mega“-hoch! Der Vorteil – jeder, wirklich jeder konnte was sehen! Von der ersten Sekunde seines Konzertes, sah ich nur noch wippende Köpfe, lautmitsingende, ausgelassen und tanzende Menschen. Keiner verließ seinen Strandkorb-Bereich. Ging ein Gast zu den „Dixies,“ dann mit Maske. Nena hingegen animierte Ende Juli ihr Publikum, sich nicht an die Regeln zu halten: es läge in der Verantwortung eines jeden Zuschauers, jeder dürfe frei entscheiden, zur Bühne zu kommen. Sie sagte: „Genauso wie sich jeder frei entscheiden kann, ob er sich impfen lässt oder nicht!“ Jan Delay setzte dem ein Statement am Wochenende dagegen. Er postete auf seinem Instagram-Account: „Die sympathische anti-deutsch Rock-Kapelle und beste Band der Welt, die Ärzte, hat soeben ein sehr gutes und detailliertes Statement rausgehauen, welches mir ziemlich aus dem Herzen spricht. Es läuft ja schon ganz gut gerade, aber damit es wirklich auf Dauer und überall Konzerte und Veranstaltungen wie früher gibt, müssen sich mehr Leute impfen lassen. Mir ist schon klar, dass man damit jetzt aus Querdenkern keine Geradedenker machen wird …wenn ihr wieder Konzerte, Clubs und Veranstaltungen wie früher besuchen wollt: LASST! EUCH! IMPFEN“ BITTE! Wie Recht der Hamburger hat!

Ein Sänger soll singen, dafür bezahle ich ihn und nicht für seine Meinung!

Beim Verlassen der Location fühlte ich mich in der Tat an den Ausstieg aus einem vollbesetzten Urlaubsbomber erinnert: „Bitte die hinteren Reihen zuerst“ – und alle, wirklich alle Besucher verließen erst dann ihren Strandkorb, als ihre Nummer auf der Bühnen-Leinwand erschienen war. Corona hat unser aller Leben drastisch verändert! Ja! Ich bin dennoch dankbar, endlich wieder ein Konzert besucht zu haben. Ich hoffe inständig, dass es nach Corona nur noch solche Konzerte gibt! Denn das Drumherum, war das Angenehmste, das ich je bei einem Konzert erlebt habe: Kein Gedrängel oder Geschubse. Jan Delay sorgte von Sekunde Eins für großartige Stimmung! Ich und all die anderen 5.000 Menschen haben das bekommen, wofür wir bezahlt haben: ein wunderbares Konzert und keine Schrobeleien! Wenn Nena mit ihren 61 Lenzen von der Bühne aus für keine Stimmung mehr sorgen kann, dann sollte sie auf Großveranstaltungen künftig lieber verzichten. Roland Kaiser brachte es im MDR-Interview am Wochenende vor seinem Konzert vor 3.000 Fans in Kamenz auf den Punkt: „Die Fans kommen, um keine politischen Vorträge von uns zu hören!“  Mehr gibt’s dazu nicht mehr zu sagen!

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