Agenten stellten die 64 explosiven Briefe sicherPrinzessin Diana: Ihre gestohlenen Liebesbriefe wurden zur tickenden Zeitbombe
Es geschah im März 1998. Dunkel und neblig war es, die Ladys kamen weit nach Mitternacht. Sie stiegen aus einer schwarzen Jaguar-Limousine und schlichen zum Manor Eversfield in der englischen Grafschaft Devon. Im weißen Herrenhaus brannte kein Licht. Der Besitzer James Hewitt feierte auf einer Party im fernen Marbella an der Costa del Sol. Die Besucherinnen trugen schwarze Lederhandschuhe und Kapuzen. Sie zerbrachen die Scheibe einer Verandatür und schlichen hinein.
Eine der Räuberinnen kannte sich bestens aus: Anna Ferretti war die Ex-Geliebte des Hausherrn. Die Italienerin tippte im Licht einer Stablampe die Zahlen des Safe-Geheimcodes im Schlafzimmer ein. Die Stahltür sprang auf. Anna griff nach einem Bündel von 64 blauen Postbriefen. Sie erkannte die Handschrift sofort. Es waren Schreiben von Prinzessin Diana an ihren Geliebten James Hewitt. Sekunden später verschwanden die beiden Ladys mit ihrer Beute.
Eine Stunde später stoppte der Jaguar vor einer Villa im Londoner Nobelviertel Kensington. Die Italienerin rief eine Geheimnummer an. Stunden darauf traf sie sich mit drei Männern in einem Luxushotel.
Im Hauptquartier des royalen Geheimdienstes MI 5 schrillte das Telefon im 7. Stock. Man hatte Telefonate abgehört. Es ging um Dianas Liebesbriefe an ihren Geliebten. Baronin Eliza Manningham, die Agentenchefin von Königin Elizabeth, alarmierte den Buckingham-Palast. Nur eine Stunde später empfing die Queen ihre Vertraute in ihrem Privatsalon. „Diese Briefe sind eine tickende Zeitbombe!“ sagte die Monarchin. Darin verriet Diana Palastgeheimnisse, Ehebrüche und Intrigen. Unterschrieben hatte sie mit dem Decknamen „Julia“.
Die Diebin verhandelte währenddessen im Hotel. Für die 64 Briefe forderte sie 250 000 Dollar. Anna war die Witwe des italienischen Milliardärs Angelo Ferretti. Sie war 17, als sie den 63-jährigen Krösus im mexikanischen Acapulco heimlich geheiratet hatte. Nach dem Tod von Angelo traf Anna im Spielkasino von Monte Carlo den arbeitslosen James Hewitt. Es war der 31. Dezember 1997. Diana war vier Monate zuvor in einem Tunnel in Paris hilflos verblutet. Anna zog nach zwei Wochen in James’ Herrenhaus ein. Sie hielt ihn aus. Aber als er sie mit jungen Escort-Girls betrog, sann die heißblütige Italienerin auf Rache.
Doch Agenten hatten die Einbrecherin längst enttarnt. Die Königin gab ihrer Spionagechefin den Befehl, die Täterinnen zu fassen und Dianas Briefe abzufangen. „Operation Mailbox“ (Brieffach) lief an. Anna wurde verfolgt, ihre Handys abgehört. Auf dem Waterloo-Bahnhof konnte man die Italienerin in letzter Sekunde stellen, als sie per Zug nach Paris verschwinden wollte. In ihrem Chanel-Mantel trug sie einen falschen Pass. Anna Ferretti wurde bis spät in die Nacht verhört. Reporter einer Sonntagszeitung hatten die Briefe aufgekauft.
Agenten stellten die 64 explosiven Schreiben sicher. Baronin Eliza brachte sie persönlich in den Palast. Dort verschwanden sie in einem Safe der Queen.
Lady Diana: Ihre letzte Liebe

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