Daniel Küblböck, unvergessen. Der 2003-Finalist der ersten „DSDS“-Staffel: Wild, wie ein junges Fohlen sprang er über die Showbühnen. Bunt und „Crazy“, wie er selbst sang. Doch dann, am 9. September 2018, der tragische Tod des ungewöhnlichen Jungen aus Niederbayern.
Küblböck verschwand einfach auf hoher See von Bord des Kreuzfahrtschiffes „Aida Luna“. Dazwischen: Millionär als Solarpark-Betreiber. Schausspielunterricht in Berlin. Seine Transformation vom Mann zur Frau. Das Erste widmet diesem ungewöhnlichen Menschen eine Doku-Serie („Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser“, 28. August 2025, 22.45 Uhr). Eine Spurensuche, ein Versuch, zu verstehen. Schlager.de versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Hier das exklusive Interview mit einem Mann, der ihm ganz nah war.
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Daniel Küblböck hatte mit Thomas M. Stein einen starken Unterstützer
Sein Name: Thomas M. Stein. Ein ganz Großer des internationalen Musikgeschäfts. Seine Visitenkarte müsste eine lang und länger ausklappbare sein: Executive Vice President für das weltweite Marketing und Artists and Repertoire der BMG Entertainment in New York. Dazu BMG Entertainment Europe-Präsident, machte Über-Künstler wie Peter Maffay und Falco zu Giganten. Und noch viel mehr. ER saß 2003 neben Dieter Bohlen, Musikjournalistin Shona Fraser, und Radiomoderator Thomas Bug in der „DSDS“-Jury. Er war mit seiner starken Meinung maßgeblich daran beteiligt, dass es Daniel Küblböck bis ins Finale schaffte. Und er war nah dran, an diesem Jungen aus Niederbayern.
Schlager.de: Wie haben Sie Daniel Küblböck damals, vor knapp 22 Jahren, wahrgenommen?
Thomas M. Stein: Eines ist sicher. Der Daniel war in all seiner Exaltiertheit, die er hatte, einer der fleißigsten und strebsamsten jungen Leute, die ich kennengelernt habe.
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Haben Sie eine Ahnung davon gehabt, in welche berufliche Richtung es gehen kann?
Wir wissen ja, dass er relativ frühzeitig auf Energie gesetzt hat. Er besaß einen Solarpark. Das hat er nicht gemacht, weil ihm das Leute gesagt haben. Das hat er gemacht, weil er das selber als richtig empfunden hat. Er hat sich in andere Bereiche eingemischt, wo man gar nicht vermuten würde, dass er da tätig sein könnte. Mit all seiner Exaltiertheit hatte er eine sehr gute Basis gehabt hat, um weiterzukommen. Deswegen würde ich sagen, auch heute wäre er sicherlich erfolgreich gewesen. In welchem Bereich auch immer. Dass er kein Buchhalter ist, das ist auch klar. Oder Hausmeister. Im Endeffekt wäre er in irgendeinem Kreativbereich gelandet. Kreativ heißt ja auch, Geschäfte betreiben zu können, wo andere vielleicht noch nicht daran glauben.

War eigentlich damals schon zu spüren, dass er innerlich vielleicht eine zerrissene Person sein kann?
Er war extrem sensibel und war es dann auf der anderen Seite auch wieder nicht. Er war schon ein Steher. Er hat schon gewusst, was er möchte. Aber er war halt möglicherweise auch durch die Zeit in der Schule geprägt, wo er ja wahrscheinlich nicht nur mit Freunden umgeben war, mit der Art, die er dargestellt hat. Das prägt einen ja länger, als man vielleicht glaubt. Dann kommt noch ein etwas unsicheres Elternhaus dazu – ich will es mal vorsichtig auszudrücken. Da brauchst du eine Zeit lang, um dich freizuschwimmen.
Hat sein tragisches Ende etwas in Ihnen bewegt?
Also … Ich bin heute noch traurig darüber, dass es ihn nicht mehr gibt. Ich hab mich mit ihm gestritten, ich hab mich mit ihm gefreut und umarmt und uns angeschnauzt. Das war ja eine Kombination von vielen Dingen, also ganz normales Leben – in Anführungszeichen. Aber er war auch willens, zuzuhören und vielleicht von seiner Meinung abzukehren. Ich hab ihn in guter Erinnerung. Ich hab gefunden, dass dann das mit dem Schauspiel und der Transformation seiner Persönlichkeit einherging. Er war hatte schon relativ früh mit der Gender-Bewegung zu tun. Ob das einen Einfluss hatte? Schließlich hatte Daniel einfach immer alles ausgelotet und ausgetestet. Also von der Seite … Es bleiben sehr viele viele Fragen offen.
Dass ein großer Sender eine mehrteilige Doku über ihn sendet, sagt doch auch eine Menge aus …
Ja. Da bin ich überrascht, dass das Interesse an ihm heute noch so riesig ist. Es zeigt, wie farblos die letzten 20 Jahre waren. Es gibt nicht viele Menschen, über die wir so lange reden. Man darf natürlich nicht vergessen: Wir hatten mit „DSDS“ 17, 18 Millionen Zuschauer – heute fast unvorstellbar. Daniel hatte eben eine besondere Art. Ich meine, das war ein 17-jähriger Junge – das darf man nicht vergessen. Wir reden ja von einem damals sich stark in der Entwicklung befindlichen Kind. Dafür hat er sich prächtig geschlagen und hat die Aufmerksamkeit lange erhalten. Daniel hat viele Dinge gemacht, bei denen man manchmal auch die Hände überm Kopf zusammen geschlagen hat. Aber es war halt immer Daniel Küblböck, der dahinter gestanden hat. Wo Daniel Küblböck drauf stand, da war er auch drin.
Die ganzen öffentlichen Spekulationen damals um seine angebliche Homosexualität – für einen 17-Jährigen wahrscheinlich schlimm, oder?
Ich kann ihnen sagen: Ich habe mit ihm im Büro gesessen, als die ersten Schlagzeilen darüber rauskamen. Und dann habe ich gesagt: Sag mal Daniel, eine ganz einfache Frage – Wann hast du das letzte Mal mit einem Mann im Bett gelegen? Da hat er mich ganz groß angeguckt und hat gesagt: Wie kommst du auf die Idee? Und das ist … das war halt … der war in der Entwicklungsphase, wusste ja noch nicht, in welche Richtung er abbiegen soll. Für seine Persönlichkeit war es ganz sicher richtig. Aber was dann passiert ist … Schlimm. Ich weiß es einfach nicht, warum nur …