Im XXL-InterviewDie Amigos: “Wöchentlich prügeln wir uns einmal”
Die Amigos haben es geschafft: Von der kleinen Partyband aus dem hessischen Hungen zum erfolgreichsten Schlagerduo Europas. Von den Verkaufszahlen der Amigos träumen selbst die scheinbar ganz großen dieser Branche. Wir von Schlager.de haben Bernd und Karl-Heinz bei ihrem Konzert in Wilhelmshaven einen Besuch abgestattet. Die Beiden Brüder haben aus dem Nähkästchen geplaudert. Ein herzliches Gespräch über die Erfolge, eine geheime Leidenschaft und über die Zukunft des Duos.
Mit Eurem aktuellen Album „50 Jahre: Unsere Schlager von damals“ habt Ihr Eurer 11. Album auf den 1. Platz hieven können. Damit habt Ihr sogar die Beatles und die Rolling Stones überholt. Hättet Ihr das jemals geglaubt?
Bernd: "Absolut nicht, und schon gar nicht mit unserem aktuellen Album. Es ist ja nur ein Jubiläumsalbum. Viele Fans haben uns immer nach den alten Liedern aus der Garage gefragt. Da wurde alles wirklich ganz am Anfang mit sehr überschaubaren Gerätschaften aufgenommen. Wir haben uns dann gefragt, wie die Titel klingeln würden, wenn wir sie heute aufnehmen würden mit dem neuen technischen Stand und auch mit dem heutigen Sound. Auch wenn die Plattenfirma voll hinter uns stand, hätten wir niemals gedacht, dass das Album von 0 auf 1 in die Charts einsteigt."
Was ist Euer Erfolgsrezept, über so viele Jahre ganz oben mit dabei zu sein?
Bernd: "Einzig und allein unsere Lieder. Wir singen nicht nur über die heile Welt und machen Discofox, sondern fassen auch sozialkritische Themen wie Obdachlosigkeit, den Klimaschutz und den Kindesmissbrauch an. Wir sind Botschafter von "Weißer Ring" und wollen den Menschen einfach eine Botschaft rüberbringen."
Ihr habt Euch in den letzten Jahren musikalisch gewandelt. "Ich geh für Dich durchs Feuer" war eigentlich immer der Amigos-Titel, den ein Jeder kannte. Seit ungefähr sechs Jahren bringt jedes Album richtige Hit-Kracher mit sich und geht ausnahmslos auf die Chartspitze. Was hat Euch dazu bewegt Euren Stil ein wenig zu verändern?
Bernd: "Die Musikwelt ist moderner geworden und wir sind mit der Zeit gegangen. Es ist aber trotzdem noch immer alles, was wir machen, typisch Amigos. Darauf legen wir großen Wert. Unserem Stil bleiben wir treu, auch wenn alles natürlich moderner geworden ist. Die Studios und die Technik haben sich einfach gewaltig verändert. Und auch das Publikum hat sich geändert. Wenn wir damals bei unseren Konzerten Titel wie "110 Karat" oder einen Hitmix gespielt hätten, hätten einige ihren Hut genommen und fluchtartig den Saal verlassen. Heute stehen alle vorne an der Bühne und jubeln."
War es für Euch von Anfang an der Traum im Schlager Erfolg zu haben, oder gibt es auch noch eine „geheime“ musikalische Richtung, für die Eure Herzen brennen?
Karl-Heinz: "Natürlich gibt es noch eine. Da werden wir auch was machen. Ich habe unserem Texter Oliver Lukas gesagt, er soll sich mal Gedanken machen für 2021, wie es da weitergeht. Bis dahin ist es ja auch noch eine lange Zeit. Da werden wir dann wahrscheinlich nochmal ein Country-Album machen und richtig schöne Country-Songs, die man früher gehört hat, singen."
Bernd: "So die Richtung wie Johnny Cash!"
Karl-Heinz: "Das ist unser Traum. Wir hatten auf unseren letzten CDs schon immer ein paar Country-Nummern, aber wir würden gerne einfach mal ein komplettes Album davon machen. Das ist einfach so eine Idee."
Für welche Dinge im Leben seid Ihr dankbar?
Bernd: "Das wir gesund sind und das wir in einer Welt ohne Krieg aufwachsen, zumindest bei uns. Wir sind einfach dankbar, dass es uns so gut geht und wir den Erfolg haben. Das haben wir einzig und allein unseren Fans zu verdanken. Alleine hätten wir das nie geschafft. Obendrein beachten wir natürlich auch noch gewisse Werte. Wir sind einfach Dankbar gegenüber unseren Fans und gehen jeden Abend raus, schreiben Autogramme und machen auch Fotos. Wenn man uns auf der Straße anspricht, bleiben wir natürlich auch stehen. Das ist einfach unsere Pflicht den Menschen gegenüber. Wenn Du uns nach einem Wunsch fragst, wäre jeder Wunsch der da kommt unverschämt. Wir haben alles erreicht, was es zu erreichen gibt."
Worauf könntet Ihr niemals verzichten?
Bernd: "Auf die Musik!"
Wofür gebt Ihr Geld aus?
Bernd: "Eigentlich für ganz normale Dinge. Wir brauchen kein Ferrari, wir brauchen keine goldenen Wasserhähne und kein Haus auf den Malediven. Wir sind einfach sehr dankbar, dass alles so ist, wie es ist, und engagieren uns lieber sozial."
Was bedeutet denn dann für Euch Luxus?
Bernd: "Der größte Luxus den wir überhaupt haben ist Zeit. Mehr nicht."
Hand aufs Herz: Was stört Euch bei dem anderen?
Bernd: "Wöchentlich prügeln wir uns einmal (lacht). Nein, was soll uns stören."
Karl-Heinz: "Mich stört es zum Beispiel, wenn die Bayern jedes Jahr deutscher Meister werden.
Was habt Ihr Euch zuletzt geschenkt? Macht Ihr Euch überhaupt noch Geschenke?
Karl-Heinz: "Nicht wirklich. Früher nochmal zu Geburtstag oder Weihnachten, aber das hat man irgendwann sein gelassen. Das ist Blödsinn. Bei unseren Frauen ist das genauso. Wir sind soviel unterwegs, da können die beiden sich ihre Geschenke lieber selber aussuchen. Wenn Du was schenkst, ist es meistens sowieso falsch."
Bernd: "Im Riverboat am letzten Freitag haben sie uns gefragt, was schenkt ihr Euren Frauen zum Valentinstag. Da hab ich auch gesagt: Unsere Frauen haben jeden Tag Valentinstag! Das ist doch nur Kommerz."
Habt Ihr ein Lebensmotto? Wenn ja, welches?
Bernd: "Positives Denken, jeden Morgen."
Karl-Heinz: "Die Musik!"
Ihr beide steht seit 50 Jahren auf der Bühne und habt alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Da stellt sich für viele die Frage: Wie lange wollt Ihr das noch machen?
Bernd: "Solang wie wir gesund bleiben. Das ist für mich die geilste Zeit in unseren Leben aktuell. Wir machen mit so einem Album einfach mal zwischendurch Platz 1 der Charts. Was willst Du mehr. Es ist für das Album auch kaum Werbung gelaufen. Daran siehst Du, dass Die Fanbase so groß ist im deutschsprachigen Europa - das ist Phänomenal!"
Noch in diesem Jahr soll Euer neues Studioalbum traditionell im Sommer erscheinen. Gibt es schon ein Datum, einen Namen? Erzählt mal!
Bernd: "Einen Namen haben wir noch nicht, der ergibt sich jetzt in den nächsten zwei Wochen. Jetzt sind wir gerade im Endstadium, wo wir die Titel zusammenstellen."