Kerstin Ott hat genug von Vorurteilen – und bezieht klar Stellung. „Jeder Mensch sollte frei entscheiden können, wie er leben möchte – ohne dass das in Frage gestellt wird“, sagt die Sängerin im Gespräch mit „Thüringer Allgemeine“. Sie selbst lebt mit einer Frau zusammen und sagt dazu: „Ich könnte mein Leben gar nicht hinter verschlossenen Türen führen, dafür bin ich nicht der Typ.“
Kerstin Ott: „Das fühlt sich wie ein Geschenk an“
Besonders wichtig ist Kerstin Ott dabei die Botschaft: Toleranz ist keine Frage der Meinung. „Wenn jemand nicht damit zurechtkommt, halte ich es wie Whoopi Goldberg: ‚Wenn du Homosexualität nicht magst, dann sei einfach nicht homosexuell.‘“ Ott will damit ein Zeichen setzen – für Freiheit und Selbstbestimmung. Sie ist sich sicher: „Am Ende geht es niemanden etwas an, wie ich lebe.“ Die Schlagersängerin hat eine harte Zeit hinter sich bei ihrer Arbeit im Gefängnis.
Dass ihre Offenheit Wirkung zeigt, merkt sie regelmäßig. „Ich bekomme viele Zuschriften – von Eltern, deren Kinder sich geoutet haben, oder von Menschen, die nach 20 Jahren Ehe endlich den Mut fanden, offen zu leben“, erzählt sie. Besonders ihr Song „Regenbogenfarben“ habe vielen geholfen, zu sich zu stehen. „Das fühlt sich wie ein Geschenk an, weil ich sehe, dass die Botschaft ankommt.“ Durch einen Auftritt in ihren jüngeren Jahren hätte die Sängerin fast ihre komplette Karriere an den Nagel gehängt.
Wie Kerstin Ott ihr Leben verändert
Auch in ihren Liedern spricht Kerstin Ott unbequeme Wahrheiten an. „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ erinnert daran, das Leben bewusster zu genießen. „Wir stecken oft im Hamsterrad und merken gar nicht, dass wir Großes schaffen. Dabei haben wir nur dieses eine Leben“, so die Sängerin. Mit einem weiteren Song „Ich lieg wach“ thematisiert sie die Perspektive anderer: „Man liegt im warmen Bett, während andere auf der Straße frieren. Da merkt man, wie relativ die eigenen Sorgen sind.“
Offen spricht Ott auch über persönliche Veränderungen. Nach ihrem Abschied vom Rauchen und der Entscheidung für vegane Ernährung beschäftigt sie sich in ihrem Album „Was wäre ich ohne dich?“ mit Sucht und Selbstreflexion. „Der gleichnamige Song beschreibt den Moment, in dem ich mich frage: Was wäre ich morgen, wenn ich jetzt aufhören würde?“, so Ott. „Das Thema begleitet mich bis heute.“
Nach dem Erfolg ihres Albums „Für immer für dich“, das Platz fünf der deutschen Charts erreichte, geht Ott mit ihrer Tour „Für immer für euch“ auf Reisen. Am 2. Dezember tritt sie in der Messe Erfurt auf. Fans dürfen sich auf neue Songs und ihre größten Hits freuen. Am Samstag tritt die Schlagersängerin bei Florian Silbereisens „Schlagerbooom“ in Dortmund auf.




