Faun: Biografie mit allen Infos

Faun © Michael Wilfling

Faun – Pagan

Aus Gräfelfing bei München stammt die Gruppe Faun, eine der erfolgreichsten deutschen Bands, die schnell in die Schublade „Mittelaltermusik“ gesteckt werden, obwohl sie sich selbst dort nicht so gern einordnen lassen.

Stattdessen kreierten sie den Begriff des „Pagan-Folk“, um ihre spezielle Musik zu klassifizieren.

Pagan-Folk – ein ganz eigener Stil

1999 wurde Faun von Oliver Pade, Birgit Muggenthaler und Werner Schwab gegründet. Bei der Namenswahl orientierten sie sich an der griechisch-römischen Mythologie, wonach der Hirtengott Pan beziehungsweise Faun oder Faunus hieß. Die Band kombinierte alte Instrumente und Musikspielarten aus den verschiedensten Epochen und Regionen mit modernen Einflüssen. So trafen bei Faun der Dudelsack, die keltische Harfe oder die schwedische Nyckelharpa auf Geige, Waldzither und arabische Dombra und wurden mit Synthesizer und Sampler ins 21. Jahrhundert transportiert. Dies ergab eine spannende Mischung aus romantischen Balladen und mitreißenden Tanzliedern, angereichert mit Motiven aus keltischem Folk, arabischen Klängen, mittelalterlichen Weisen und modernem Beat.

Muggenthaler verließ die Band schon ein Jahr nach der Gründung, noch bevor das Debütalbum „Zaubersprüche“ erschien. Es enthält in erster Linie mittelalterliche Balladen, die mit Instrumenten aus verschiedenen Zeitepochen und Regionen interpretiert wurden. Niels Mitra unterstützte Faun zunächst als Gastmusiker, etablierte sich jedoch bald als festes Bandmitglied. Mit Rüdiger Maul stieß 2003 ein weiteres festes Mitglied hinzu. Das zweite Album wurde veröffentlicht und trägt den schlichten Titel „Licht“. Es kam vor allem in der so genannten Schwarzen Szene bzw. Gothic Szene sehr gut an und erhielt hervorragende Beurteilungen von Fachmagazinen wie Orkus oder Zillo. Auf dem Album wurde erstmals die mittelalterlich inspirierte Musik mit Synthesizerklängen und Elektrosound kombiniert, was einen ganz neuen Stil ergab.

Das dritte Album heißt „Renaissance“ und erschien 2005. Wie sein Titel schon verrät, dreht sich in den Stücken alles um Tod und Wiedergeburt. Das zwei Jahre später veröffentlichte Album „Totem“ wurde erneut von den Kritikern gelobt und stieg in die Top 100 der Albumcharts ein. 2008 gab es wieder einen Wechsel in der Besetzung der Band. Elisabeth Pawelke verließ Faun, um sich ganz auf ihr Gesangsstudium zu konzentrieren, das sie in der Schweiz absolvierte. Ersatz fand man in Sandra Elflein, die nicht nur namentlich hervorragend zur Truppe passte. Im Jahr 2009 ging Faun auf eine Unplugged-Tournee, während der sie in Kirchen und kleineren Sälen auftraten. Dafür schufen sie mit Bestuhlung für gerade 150 Zuhörer und vielen brennenden Kerzen eine ganz besondere, intime Atmosphäre. Der Tournee folgten das reine Akustik-Album „Buch der Balladen“ und später eine weitere Akustik-Tournee, nachdem die erste sehr gut angekommen war.

Oliver S. Tyr und seine Crew

Gründungsmitglied und kreativer Kopf der Band ist Oliver Pade. Er nennt sich Oliver S. Tyr in Anlehnung an die mythologische Figur des Satyrs. Der Vollblutmusiker spielte schon unter anderem für Corvus Corax oder Schandmaul. Sein Hauptinstrument ist die Nyckelharpa. Er liebt Lyrik und hat bereits einen Band mit eigenen Gedichten veröffentlicht, den man exklusiv auf den Konzerten erwerben kann.

Katja Moslehner, Fiona Rüggeberg und Rüdiger Maul gehören ebenfalls zur Stammbesetzung. Rüggeberg und Moslehner singen, Rüggeberg spielt zudem Dudelsack und beherrscht verschiedene arabische Instrumente, während Maul, der sein Können bei namhaften lateinamerikanischen Musikern erlernte, diverse Percussioninstrumente spielt und diese auch selbst unterrichtet. Für die elektronischen Klänge an Computer, Sampler und Synthesizer ist Niel Mitra zuständig. 2012 stieß die US-amerikanische Sängerin Sonja Drakulich zu Faun, die als eine der besten Sängerinnen der Weltmusikszene gilt. Im selben Jahr verstärkte auch Stephan Groth die Band. Der gebürtige Dresdener spielt Drehleier, Flöte und Cister.

Ohne Mainstream zum Major Label

Jahrelang hatte Faun ohne ein großes Label völlig unabhängig gearbeitet. Ende 2012/Anfang 2013 ließen sie sich jedoch von Universal unter Vertrag nehmen, was nicht von allen Fans mit Begeisterung aufgenommen wurde. Als das unter Universal entstandene Album „Von den Elben“ erschien, gab es viele kritische Stimmen. Der neue Sound klinge zu glattgebügelt, das ganze Album sei zu sehr auf Mainstream getrimmt worden. Besonders das Duett mit Santiano sorgte für abwertende Kommentare. In der Tat stammten erstmals nicht alle Songs aus der Feder von Faun; es wurden auch Stücke von anderen Songwritern ausgewählt. Trotzdem wurde das Album insgesamt gelobt und enthielt immer noch etliche Faun-typische Stücke, die die besondere Qualität der Band hervorstrichen. Es erreichte die Top 10 der Mediacontrol Albumcharts.

Als Faun jedoch am 16. Februar 2013 in der Schlagermusiksendung „Willkommen bei Carmen Nebel“ auftraten, ging ein regelrechter Aufschrei der Entrüstung durch die Reihen der Anhänger. Für viele fühlte sich das an wie ein Ausverkauf der Ideale, für die Faun bisher gestanden hatte. Vorwürfe wurden laut, sie hätten sich dem Kommerz gebeugt und täten nur noch das, was nach Meinung von Universal Geld bringen würde. Die Diskussion ging so weit, dass Faun-Frontmann Oliver S. Tyr sich genötigt sah, ein öffentliches Statement abzugeben, in welchem er betonte, dass es keinen Grund gäbe, sich nicht selbst treu zu bleiben und gleichzeitig mit dem Vertrag bei Universal einen wichtigen Schritt in der weiteren Entwicklung zu gehen.

Im Juli 2013 wurde der Band die Goldene Schallplatte für „Von den Elben“ überreicht, das sich bis zu diesem Zeitpunkt bereits über 100.000 Mal verkauft hatte. Begleitet wurde das Album von einer Deluxe Edition, die ebenfalls im Juli 2013 erschien, sowie von einer Tournee quer durch Deutschland, die im Oktober 2013 in Bielefeld startete und deren Termine bis in Frühjahr 2014 hinein geplant wurden.

Mittlerweile ist Faun nicht mehr nur dem deutschen Publikum ein Begriff. Sie werden für internationale Folkfestivals gebucht und standen unter anderem schon in Österreich, Belgien, Russland oder Nordamerika auf der Bühne, wo sie zum Beispiel im Februar 2014 beim Faeriecon West Festival in Seattle auf dem „Bad Faeries Masquerade Ball“ spielen durften.




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