Im InterviewWencke Myhre: „Mein Bruder hat mich gerettet“
Es sind nicht die guten Tage, die uns zeigen, welche Menschen bedingungslos an unserer Seite stehen, sondern die schweren. Für die norwegische Sängerin Wencke Myhre (75) war das ein Leben lang immer ihr geliebter Bruder Reidar (76). Ihr Retter, ihr Held.
Wie ist der Kontakt zu ihm?
„Wir telefonieren oft, manchmal sogar mehrmals am Tag, wenn nicht sogar ständig.“
Wann war er Ihnen eine besonders große Hilfe?
„Er war immer für mich da, in jeder schwierigen Situation. Eine der schlimmsten war damals sicherlich der Tod unserer Mutter im Jahr 1990. Sie ist ganz plötzlich und unerwartet mit 64 gestorben. Ich hatte davon nichts mitbekommen, weil ich ein Konzert gab. Ich fuhr im Anschluss nach Hause und dort wartete mein Bruder auf mich. Er musste mir die traurige Nachricht überbringen. Und ewig dankbar werde ich ihm für seine Hilfe nach dem Freitod meines Ex-Mannes (Michael Pfleghar, † 1991 mit 58, Anm. d. Red.) sein. Mein Sohn Michael war gerade neun Jahre alt, als er seinen Vater verlor. Es waren die Familie, die Freunde und vor allem mein Bruder, die in dieser Zeit für ihn da waren.“
Schon als Kinder mussten Sie ein schweres Schicksal gemeinsam meistern. Was ist damals passiert?
„Als kleiner Junge wollte Reidar sich mit seinem kleinen Taschenmesser aus einem Stück Holz einen Bogen schnitzen. Und jetzt wird es etwas eklig: Ihm rutschte das Messer ins Auge ab. Dabei wurde seine Pupille durchgeschnitten. Viele teure Behandlungen konnten zwar sein Auge retten, aber nicht seine Sehkraft. Heute ist er auf einem Auge blind. Er musste viel durchmachen. Toll, dass er sich trotzdem nie unterkriegen ließ. Uns hat das alles noch mehr zusammengeschweißt.“
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An welchen guten Ratschlag Ihres Bruders erinnern Sie sich?
„Unser Familienmotto lautet: Das Beste aus der Situation machen! Hinfallen, aufstehen, Krone richten – weitergehen! Meinem Bruder ist es trotz der vielen Schicksalsschläge immer wieder gelungen, mit seiner positiven Art den Rest der Familie mitzuziehen.“
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