EinschaltquotenFlorian Silbereisen – Kann er damit zufrieden sein?

Florian Silbereisen – Kann er damit zufrieden sein? © Hartmut Holtmann/Schlager.de

„Eigentlich“ kann man die „Schlagerbooom“-Macher nur loben, eine international erfolgreiche Show auf die Beine zu stellen. Die tänzerischen Einlagen waren weltklasse, ebenso der Livecharakter der Sendung (wir reden von der Show, nicht vom Gesang). Auch die Bühne war toll – super in Szene gesetzt durch erneut unglaubliches Indoor-Feuerwerk – Respekt!

Im vergangenen Jahr hatte der Schlagerbooom unglaubliche 6,2 Mio. Zuschauer. In diesem Jahr waren es 4,86 Mio; das ist ein Schwund von bemerkenswerten 1,3 Mio. Zuschauern – immer noch ein guter Wert, der aber zeigt, dass man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann – insbesondere mit Blick auf die sensationelle Quote des Krimis im ZDF – „Ein starkes Team“ holte 7,13 Mio. Zuschauer. Man muss hier sicher den „Helene“-Effekt berücksichtigen (sie war im vergangenen Jahr beim Schlagerbooom dabei). Dennoch ist es sicher bemerkenswert, dass Carmen Nebel mit ihrer Show einen Aufwärtstrend verzeichnen kann (500.000 Zuschauer mehr, und das bei drei dagegen konkurrierenden Showformaten), während Florian Silbereisen erneut die 5-Mio.-Marke nicht knacken konnte.

Vielleicht sind es folgende sieben Punkte, die hierfür mit verantwortlich sein könnten:

Punkt 1: Zu starke Betonung auf „INTERNATIONALES“ Schlagerfest, damit kein klares Konzept

Angesichts von Gästen wie DAVID HASSELHOFF, BONNIE TYLER und BROTHERHOOD OF MEN hört man bisweilen die Aussage, der „Schlagerbooom“ sei nichts anderes als ein „Oldiebooom“, zumal ja aus Thomas Anders’ Auftritt auch so etwas wie ein „Modern KLUBBBing"-Auftritt wurde.

Punkt 2: Zu viel KLUBBB3, zu wenig Fokus auf den Gast

Da sind wir schon bei der zweiten möglichen Show-Überschrift: Viele Stimmen sind zu vernehmen, die korrekte Bezeichnung der Sendung sei die „KLUBBB3-Show“ (Untertitel: „Stars dürfen mit KLUBBB3 singen“). Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Weit überdurchschnittlich oft stellten sich Florian und seine KLUBBB3-Kollegen in den Vordergrund, statt den Star-Appeal der Gäste für sich wirken zu lassen. Einige Interpreten schauten so, als hätten sie den Daliah Lavi-Klassiker im Hinterkopf: „Wer hat mein Lied so zerstört“…

Punkt 3: Nur wenige neue Schlagerpremieren

Ein weiteres Manko der diesjährigen Show im Vergleich zu der des Vorjahres, aber auch anderer Silbereisen-Shows ist der Mangel an echten Songpremieren. Richtige Zählung vorausgesetzt, haben aus dem Schlagerbereich mit Beatrice Egli, den Höhnern, Santiano und KLUBBB3 und ggf. noch Alina (die wohl nicht wirklich als Schlagersängerin zu sehen ist), nur fünf Interpreten echte neue deutschsprachige Songs präsentieren dürfen, also nicht Neuaufnahmen alten Materials. Als perfektes Beispiel dient hier Ireen Sheer, die zwar einen wirklich guten neuen Schlager veröffentlicht hat, aber zum x-ten Mal ihr „Kopfweh“ aus der Schublade ziehen musste.


Punkt 4: Zu starke Betonung auf optische Umsetzung zu Lasten der Musik und Tontechnik

Fraglich ist auch, ob es klug, den Fokus fast ausschließlich auf Dinge wie Pyrotechnik und Choreografie zu legen und die eigentliche Musik – so hat es fast den Eindruck – als nötiges Beiwerk ansieht. Andreas Gabalier hat beeindruckend bewiesen, dass ein offenes Mikrofon und Live-Gesang viel mehr Emotionen transportiert als das sonst zu vernehmende Vollplayback (- noch dazu zu dieser unsinnigen „LIVE“-Einblendung), das sehr viel Kontakt zum Publikum einfach nimmt, das bemerkt man insbesondere bei den Stars, die es eigentlich beherrschen würden.

Punkt 5: Mangelnde Flexibilität in der Besetzung der Gästeliste

Ein Dauerbrennerthema ist und bleibt (zurecht) die recht unflexible Besetzung. Warum die Kelly Family SCHON WIEDER ihre „Alien“- und „Angel“-Songs in einer Schlagershow singen durften, ist wirklich kaum noch nachvollziehbar. Man könnte hier weitere Namen nennen, aber das ist müßig, man muss sich einfach nur die Gästelisten der letzten Shows ansehen und weiß, wer gemeint ist.

Punkt 6: Kommunikation der Stargäste

Warum aus der Besetzung der Show bis kurz vor Showbeginn so etwas wie ein „Staatsgeheimnis“ gemacht wird, ist nicht nachvollziehbar und in Teilen kontraproduktiv. Als Paradebeispiel sei hier Vanessa Mai genannt, deren Performance übrigens erneut sehr sexy und damit modern daherkam. Nur: Sie war bis zum Schluss nicht offiziell angekündigt. Auch wenn viele Vanessa Mai-Fans Bescheid wussten, fragt man sich, warum man sie nicht nur zu gerne präsentiert hat  - erst recht nach der Absage Andrea Bergs, die übrigens auch unglücklich kommuniziert wurde („Andrea hat ihren Auftritt für das Oktoberfest vorgezogen“ – wer auf Andrea Bergs Facebookseite war, las eine andere Begründung). Wer weiß – vielleicht hätten durchaus einige Krimifreunde zur Silbereisen-Show umgeschaltet, hätten sie gewusst, dass sie ihren Star in der Sendung sehen können.

Punkt 7: Länge der Show

Es ist ja erfreulich, dass dem Schlager hin und wieder am Samstagabend ein so ausführliches Forum gegeben wird. Aber – wären nicht Shows von einer kürzeren Länge (z. B. 2 Stunden) erfolgversprechender, die dann allerdings öfter im Jahr ausgestrahlt werden? Wie wir aktuell sehen konnten, kommen Krimis mit 90 Minuten Länge derzeit sehr gut beim Publikum an, diese Zeitspanne ist man offensichtlich durchaus gewillt sich mit einem Format zu beschäftigen. Ob hier „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden, mag sein – dennoch käme es vielleicht mal auf einen Versuch an…

Als Schlagerfreund kann man sich nur wünschen, dass die Silbereisen-Show möglichst bald wieder „die Kurve bekommt“, wobei die Adventsshow in aller Regel ja ohnehin meist sehr gut angenommen wird. Freuen wir uns also auf das „Fest der 100.000 Lichter“ am 2. Dezember 2017.

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