Warum nur?Andreas Gabalier: Als er vom Tod seiner Schwester erfuhr, kaufte er ein Akkordeon – und schrieb seinen ersten Hit
Es war der 29. August 2008. Als die Familie schlief, ging Elisabeth Gabalier in die Garage, holte sich einen Kanister Benzin, trug ihn in den Garten, übergoss sich damit und zündete sich selbst an. Sie war erst 19 Jahre alt. Als Volksmusikstar Andreas Gabalier (37) damals im Alter von 23 Jahren vom Tod seiner Schwester erfuhr, hatte er keine Worte. „Der Schmerz war unermesslich. Ich war kaum in der Lage, damit umzugehen.“
Der Freitod sollte sein ganzes Leben auf den Kopf stellen: „Aus einer Eingebung heraus kaufte ich mir eine Steirische Harmonika und fing an, Musik zu machen. Dadurch begann ich, alles zu verarbeiten.“ Und: „Ohne den Tod meiner kleinen Schwester wäre ich wohl nie Musiker geworden und hätte nie Karriere gemacht. Ich habe so einen Halt, eine Methode gefunden, mit dem Verlust umzugehen.“ Und so schrieb er mithilfe seiner Steirischen Harmonika, einer Art Akkordeon, seinen ersten Hit. Elisabeths Tod war nicht der erste Schicksalsschlag, der den Musiker und die ganze Familie traf. Sie hatten schon einmal einen furchtbaren Verlust erlitten. Das erste Mal geschah das Ungeheuerliche im Jahr 2006. „Ich jobbte gerade am Wörthersee, als mir mein Bruder am Telefon die schreckliche Nachricht überbrachte. Ich weiß bis heute nicht, warum Papa sich auf so grausame Weise tötete. Er war doch genauso ein lustiger Kerl wie ich!“, erinnert sich der Star.
Andreas Gabalier: Sein Vater verbrannte sich selbst
Wilhelm Gabalier hatte sich vor seinem Haus im österreischischen Graz ebenfalls mit Benzin übergossen und dann angezündet. Die Familie war am Ende ihrer Kraft. Eine Antwort auf die Frage „Warum?“ gibt es bis heute nicht. Elisabeth hatte den Tod des Vaters nie überwunden und beschloss, ihm zu folgen … auf die gleiche furchtbare Weise. Die Mutter, Huberta Gabalier, musste nach den entsetzlichen Ereignissen psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, für Andreas Gabalier war die Musik wie eine Therapie. Mutter Huberta war es sowieso immer ein Anliegen gewesen, dass jedes der vier Kinder zumindest ein Instrument lernte. Wenn Andreas nicht um die Häuser zog, machte er in seinem kleinen Kellerstudio Musik, schrieb seine Songs und feilte in seiner Trauer an seinem Lied „Amoi seg’ ma uns wieder“ – „Einmal sehen wir uns wieder“. Darin singt er ganz gefühlvoll vom Verlust lieber Menschen: „Wenn das Blut in deinen Adern gefriert, weil dein Herz aufhört zu schlagen und du hinauf zu den Engeln fliegst. Dann hab keine Angst und lass dich einfach tragen, weil es gibt was nach dem Leben, du wirst schon sehn. Einmal sehen wir uns wieder.“ Das Lied sollte später ein Riesenhit werden.
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Andreas Gabalier bekommt Energie von toter Schwester
Dann ging alles ganz schnell. Durch Bekannte lernte Andreas Gabalier einen Produzenten kennen. Er nahm sein erstes Album auf, obendrein durfte er erstmals im Fernsehen auftreten – im „Musikantenstadl“. Der Beginn eines kometenhaften Aufstiegs. Was bleibt, sind Erinnerungen an die Familie, an damals. Sooft der gefeierte „Volks-Rock-’n’-Roller“ Zeit hat, geht er zu dem kleinen Berg am Friedhof, schaut in die Ferne und gedenkt der beiden Verstorbenen. Der Künstler hat auch das Gefühl, dass Elisabeth auf ihn aufpasst. Dankbar sagt er: „Es ist, als würde ich von meiner Schwester da oben eine Energie bekommen, die ich vorher nicht hatte. Durch diesen inneren Antrieb bin ich zu dem geworden, der ich heute bin.“
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